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Kardinal Meisner bedauert Aussagen Kardinal Meisner bedauert Aussagen: Rufe nach weltoffenem Erzbischof

Von Joachim Frank 30.01.2014, 00:06
Die Kölner wünschen sich einen weltoffenen Erzbischof als Nachfolger von Kardinal Meisner.
Die Kölner wünschen sich einen weltoffenen Erzbischof als Nachfolger von Kardinal Meisner. dpa Lizenz

Köln - Seine Amtszeit soll im nächsten Monat enden, doch bevor es soweit ist, hat Kardinal Joachim Meisner das Lager seiner Gegner noch einmal vergrößert. Nach Meisners Äußerung über Muslime wurde am Mittwoch der Ruf nach einem weltoffenen Nachfolger im Amt des Kölner Erzbischofs noch einmal dringlicher und lauter.

Meisner selbst hatte zuvor seine Äußerung über muslimische Familien bedauert. „Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten – meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich“, ließ der Kölner Erzbischof durch seine Pressestelle mitteilen. Vor Mitgliedern des „Neokatechumenats“, einer konservativen geistlichen Bewegung, hatte er deren Glaubenskraft und Kinderreichtum gelobt und gesagt: „Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien.“

Dies sei „als Wertschätzung für Familien gemeint, in denen der Glaube lebt und fruchtbar wird“, erläuterte Meisner jetzt. Er habe wiederholt gesagt, „dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben“.

Derweil blickte Kölns OB Jürgen Roters auf das Ende der Ära Meisner. „Ich wünsche mir einen Nachfolger, der die Lebenswirklichkeit der gläubigen Christen stärker in den Blick nimmt“, sagte der SPD-Politiker, „einen Nachfolger, der die Gedankenwelt von Papst Franziskus nachvollzieht und aktiv vertritt. Und jemanden, der jungen Menschen den Weg in die Kirche leichter macht.“

Ex-OB Schramma kritisiert Äußerungen

Roters’ Vorgänger Fritz Schramma (CDU) sagte, auch als Einzelmeinung dürften die Aussagen Meisners so nicht stehenbleiben. „Das passt nicht in diese Zeit und in diese Stadt.“ Ähnlich äußerte sich der SPD-Fraktionschef im Kölner Rat, Martin Börschel. Börschel sagte, Meisner zeige „zum wiederholten Mal, dass er die Lebenswelt der Kölner, also Toleranz und Offenheit, immer noch nicht trifft. Ich finde, wir sollten nach vorne schauen und uns vom Domkapitel und vom Papst wünschen, dass wir einen Erzbischof bekommen, der versöhnt statt spaltet.“

Weihbischof Ansgar Puff, selbst Mitglied des Neokatechumenats, bemühte sich unterdessen darum, Meisners Worte auf einer Veranstaltung seiner Gemeinschaft einzuordnen: „Es ging ihm darum, deutlich zu machen, wie wichtig die Familie bei der Weitergabe des Glaubens ist.“ Puff gab zugleich seinem Wunsch Ausdruck, „dass wir auf dem Weg des interreligiösen Dialogs weitergehen, damit wir uns noch stärker vertrauen“.