Jemen Jemen: Bin Ladens ehemaliger Vertrauter offenbar bei Drohnenangriff getötet

Washington - Der Vize-Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida ist vergangene Woche womöglich bei einem US-Drohnenangriff im Jemen getötet worden. „Wir bemühen uns, seinen Tod zu verifizieren“, zitierte die „Washington Post“ am Montag einen US-Geheimdienstmitarbeiter.
Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf jemenitische Quellen, der Chef des örtlichen Al-Kaida-Zweigs sei in der Region Hadramut getötet worden. Ein jemenitischer Behördenvertreter bestätigte am Dienstag, Nasser al-Wuhaischi sei offenbar tot. Ob al-Wuhaischi bei dem Drohnenangriff am Dienstag vergangener Woche getötet worden sei, sei noch nicht sicher, schrieb die „Washington Post“ unter Berufung auf US-Verantwortliche. CNN berichtete unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Sicherheitsverantwortliche im Jemen, der stellvertretende Chef von Al-Kaida sei am Freitag in der Gegend von Hadramut östlich der südjemenitischen Stadt Aden getötet worden.
Vergangene Woche hatte ein jemenitischer Regierungsvertreter gesagt, am vorherigen Dienstag habe eine Drohne in der Nähe von Mukalla, der Hauptstadt von Hadramut, vier Raketen auf drei Al-Kaida-Kämpfer abgeschossen, darunter eine „Führungsfigur“. Am Dienstag sagte ein örtlicher Behördenvertreter, Al-Wuhaischi sei dabei offenbar getötet worden, seine Leiche liege streng bewacht in der Leichenhalle eines Krankenhauses in Mukalla.
Das auf die Auswertung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen Site teilte am Montag mit, Mitglieder des Al-Kaida-Zweigs Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) verbreiteten im Internet Botschaften, die Wuhaischis Tod nahelegten. Der bisherige Aqap-Militärchef Kasim al-Rimi habe nun die Führung übernommen.
Vertrauter bin Ladens
Der Jemenit al-Wuhaischi war Ender der 90er Jahre nach Afghanistan gegangen und dort zu einem Vertrauten des damaligen Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden aufgestiegen. Nach dem Sturz der Taliban in Afghanistan durch eine US-geführte Militärkoalition soll er 2002 in den Iran geflohen sein. Dort wurde er festgenommen und an sein Heimatland ausgeliefert. Er blieb ohne Anklage inhaftiert, bis ihm im Februar 2006 mit 22 anderen Häftlingen die Flucht durch einen Tunnel gelang.
2007 stieg al-Wuhaischi zum Chef des Al-Kaida-Zweigs in seinem Heimatland auf. Dieser schloss sich im Januar 2009 mit dem saudiarabischen Zweig zur Aqap zusammen.
Die USA betrachten Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel als den gefährlichsten Zweig des Terrornetzwerks. Washington macht al-Wuhaischis Organisation für mehrere Terrorpläne gegen die USA verantwortlich, darunter der versuchte Selbstmordanschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten 2009 in Detroit. Aqap bekannte sich auch zu dem Anschlag auf die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“, bei dem im Januar zwölf Menschen getötet worden waren.
Stellvertreter al-Sawahiris
Nach der Tötung von bin Laden durch ein US-Sonderkommando im Mai 2011, warnte al-Wuhaischi die USA, dass der Kampf damit nicht beendet sei. „Was nun kommt, ist größer und schlimmer“, erklärte er. 2013 wurde al-Wuhaischi zum Stellvertreter des Al-Kaida-Chefs Aiman al-Sawahiri ernannt. 2014 setzten die US-Behörden insgesamt 45 Millionen Dollar (40 Millionen Euro) als Belohnung für die Ergreifung von acht Anführern der Gruppe aus. Allein auf al-Wuhaischi wurde ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar ausgesetzt.
Im Jemen fliegen die USA regelmäßig Angriffe mit unbemannten Drohnen. Wuhaischis Organisation profitierte in den vergangenen Jahren allerdings von der instabilen Lage des Landes. Am Sonntag hatte die libysche Regierung den Tod des algerischen Dschihadistenführers Mokhtar Belmokhtar bei einem US-Luftangriff in Libyen verkündet. Das Pentagon bestätigte jedoch lediglich, dass der Extremist mit Verbindungen zu Al-Kaida Ziel eines Angriffs gewesen sei. Die Ergebnisse des Luftangriffs würden noch ausgewertet. (afp)