Jalta-Konferenz Jalta-Konferenz: Konservative Polen ärgern sich über Äußerung aus Moskau

Warschau/dpa. - Diese Formulierung ist tatsächlich in den Protokollen dersowjetisch-britisch-amerikanischen Konferenz festgehalten. Doch für viele Polen klingt sie angesichts der historischen Erfahrungen auch nach 60 Jahren noch wie Hohn. Denn in Jalta legten die Sieger die Nachkriegsordnung fest und ihre Einflussgebiete. Der Verlust der polnischen Ostgebiete, bereits 1939 Teil deutsch-sowjetischer Verträge, erhielt nunmehr auch die Zustimmung Churchills und Roosevelts. Als Kompensation erhielt Polen die ehemaligen deutschen Ostgebiete bis zur heutigen Oder-Neiße Grenze.
«Lüge!» schrieb die polnische Boulevardzeitung «Fakt» nachBekanntwerden des russischen Schreibens. Regierungsvertreter warnten zwar davor, der Stellungnahme als «einer von vielen» eine zu hohe Bedeutung beizumessen, doch vor allem konservative Politiker forderten Konsequenzen. Staatspräsident Aleksander Kwasniewski solle nicht zu der Feier nach Moskau reisen, betonte Jaroslaw Kaczynski, der Vorsitzende der konservativ-populistischen Partei «Recht und Gerechtigkeit» (PiS). «Der 60. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland soll gefeiert werden, aber sicher nicht als Jahrestag der Befreiung von Mitteleuropa oder Polen», sagte er.
Ganz so weit wollen andere nicht gehen, doch über alle Parteigrenzen hinweg wurden die Äußerungen aus Moskau mit Befremden aufgenommen. Polen müsse klarstellen, dass es nicht mit dieser russischen Geschichtsinterpretation übereinstimme, forderte Donald Tusk, der Vorsitzende der liberal-konservativen «Bürgerplattform», am Mittwoch im polnischen Rundfunk.
Die Parlamentsfraktion der polnischen Sozialdemokraten warf MoskauGeschichtsfälschung vor. «Ein unabhängiges und demokratisches Polenentstand erst 1989, dank des Zusammenbruchs des in Jaltavereinbarten Systems und der Freiheitsbemühungen von Millionen vonPolen.» Ministerpräsident Marek Belka erteilte Boykottforderungenmit Blick auf die Moskauer Feier eine Absage. Eine Teilnahme an denFeiern zum Jahrestag des Kriegsendes bedeute aber keine neueEinschätzung der Konferenz von Jalta oder des Ribbentrop-MolotowPaktes von 1939, betonte er.
Ohnehin wäre es absurd, Kwasniewski zu unterstellen, erunterstütze mit seinem Besuch in Moskau die russische Interpretationder Jalta-Konferenz. Denn schon beim Werben für einen polnischen EU-Beitritt hatte das polnische Staatsoberhaupt stets bekräftigt, diessei die «endgültige Überwindung von Jalta». Als am 1. Maivergangenen Jahres, als mit dem Beitritt der ostmitteleuropäischenStaaten zur EU für viele Polen die Nachkriegsordnung endgültigaufgehoben wurde, rief Kwasniewski seinen Landsleuten zu: «Niewieder Jalta!»