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Israel: Soldat schießt auf gefesselten Palästinenser

21.07.2008, 16:57

Tel Aviv/dpa. - In Israel ist ein Soldat, der aus nächster Nähe auf einen gefesselten Palästinenser geschossen hat, festgenommen worden.

Israelische Medien berichteten am Montag, der Soldat habe während einer Befragung angegeben, sein Kommandeur habe ihm befohlen, mit einem Geschoss mit Gummi-Mantel auf den Palästinenser zu schießen.

Der 27 Jahre alte Aschraf Abu Rachma, der dabei von einem Offizier festgehalten wurde, war bei dem Vorfall vor zwei Wochen leicht am Zeh verletzt worden. Am Sonntag von der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem veröffentlichte Videoaufnahmen von dem Vorfall hatten für große Empörung gesorgt. Sie waren von einem 14 Jahre alten palästinensischen Mädchen gefilmt worden.

Rachma war vor zwei Wochen in dem Dorf Naalin im Westjordanland bei einer Demonstration gegen die israelische Sperranlage festgenommen worden. Auf den Bildern ist zu sehen, dass seine Augen verbunden sind. Seine Arme sind mit Plastikfesseln zusammengebunden. Ein Soldat, der direkt vor ihm steht, schießt dann ein mit Hartgummi ummanteltes Geschoss in Richtung seiner Füße. Der Demonstrant sagte dem israelischen Online-Dienst «ynet», er sei danach von einem Militärarzt behandelt und wieder freigelassen worden.

Der festgenommene Soldat sagte nach israelischen Medienberichten während seiner Befragung weiter, bei der Demonstration seien Steine auf die Soldaten geworfen worden. Der gefesselte Palästinenser sei einer der Steinewerfer gewesen, und man habe ihm Angst einjagen wollen. Der Kommandeur erklärte, er habe keinen Schießbefehl erteilt, übernahm jedoch die Verantwortung für den Vorfall.

Israelische Menschenrechtler erklärten, es handele sich nicht um ein ungewöhnliches Verhalten der Soldaten. Es komme bei Demonstrationen gegen die Sperranlage immer wieder zu übertriebener Brutalität der Armee gegen israelische und palästinensische Teilnehmer. In einer Stellungnahme der israelischen Armee war jedoch die Rede von einem «schwerwiegenden Zwischenfall», der den Werten des Militärs widerspreche. «Der Verhaltenskodex der israelischen Armee verbietet es eindeutig, Festgenommenen Schaden zuzufügen und ist der menschlichen Würde und Sicherheit aller Häftlinge verpflichtet», hieß es weiter. Man habe in der Sache Ermittlungen der Militärpolizei eingeleitet.

Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach am Montag von einem «Holocaust» und forderte eine internationale Intervention. Nabil Abu Rudeineh beschrieb den Vorfall als Teil eines «systematischen rassistischen Vorgehens der israelischen Regierung und Armee gegen unbewaffnete palästinensische Menschen».