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Die Lage im Überblick Iran meldet Angriff auf Ghom und Explosion in Isfahan

So lange Israel angreift, lehnt der Iran Verhandlungen ab. Nun melden iranische Medien neue Attacken. In der Nähe befinden sich auch Atomanlagen.

Von Lars Nicolaysen, dpa Aktualisiert: 21.06.2025, 08:10
Israel und der Iran greifen sich weiter gegenseitig an.
Israel und der Iran greifen sich weiter gegenseitig an. Leo Correa/AP/dpa

Tel Aviv/Teheran - Im Krieg zwischen Israel und dem Iran erscheint eine diplomatische Lösung zunehmend ungewiss. In der Nacht lieferten sich die Erzfeinde erneute Angriffe. Die israelische Armee startete nach eigenen Angaben eine ganze Serie von Attacken gegen Raketenlager und Abschusseinrichtungen im Landesinneren des Irans. 

Das der iranischen Regierung nahestehende Onlineportal „Iran Nuances“ berichtete, in der zentraliranischen Stadt Isfahan sei es zu einer Explosion gekommen. In Isfahan liegt ein wichtiges Atomforschungszentrum. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt.

Bei einem israelischen Angriff auf die iranische Stadt Ghom wurden mindestens eine 16-jährige Person getötet und zwei Menschen verletzt, wie „Iran Nuances“ weiter berichtete. Es sei ein Wohngebäude getroffen worden. Ghom liegt rund 50 Kilometer nördlich der Uran-Anreicherungsanlage in Fordo. Die Anlage gilt als das wichtigste Ziel Israels in dem aktuellen Krieg.

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag erklären lassen, dass er innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden will, ob die USA als wichtigster Verbündeter Israels in den Krieg eingreifen werden. Am Freitag fügte er hinzu, „zwei Wochen sind das Maximum“.

Trotz des wachsenden Drucks lehnt der Iran nach den Worten von Außenminister Abbas Araghtschi Verhandlungen ab, so lange Israels Angriffe andauern. Israels Führung zeigt jedoch keine Anzeichen, die vor einer Woche begonnene Militärkampagne im Iran einzustellen. „Wir müssen uns auf einen länger dauernden Einsatz einstellen“, sagte Israels Generalstabschef Ejal Zamir. „Wir haben den komplexesten Einsatz unserer Geschichte begonnen.“

Israel schätzt, dass seine Angriffe im Iran die Entwicklung einer Atombombe durch die Islamische Republik um Jahre verzögert haben. „Ich glaube, laut den Einschätzungen, die wir hören, haben wir die Möglichkeit für sie, eine Atombombe zu erlangen, bereits um mindestens zwei oder drei Jahre verzögert“, sagte der israelische Außenminister Gideon Saar in einem „Bild“-Interview. Israel habe viel erreicht, werde aber „nicht aufhören, bis wir alles getan haben, was möglich ist, um diese Bedrohung zu beseitigen“, sagte Saar. 

Israels Außenminister: Iran täuscht die Welt 

In einem anderen Interview mit dem japanischen Fernsehsender NHK sagte er: „Wir werden nicht zulassen, dass der Iran wie Nordkorea wird. Der Iran hat versucht, den Weg Nordkoreas einzuschlagen, weil er glaubt, dass die Sicherheit seines Regimes durch Atomwaffen gewährleistet wird. Aber wir werden das im Iran nicht zulassen“. Auf die Frage von NHK, ob Israel bereit sei, eine diplomatische Lösung im Konflikt mit dem Iran zu akzeptieren, sagte Saar: „Persönlich glaube ich nicht, dass der Iran eine (diplomatische) Lösung anstrebt. Der Iran versucht, die internationale Gemeinschaft zu täuschen“. 

Trump hält die jüngsten Vermittlungsbemühungen der Europäer für nicht zielführend. „Der Iran will nicht mit Europa sprechen. Sie wollen mit uns sprechen. Europa kann dabei nicht helfen“, sagte Trump auf die Frage eines Journalisten, ob die Gespräche der Europäer hilfreich gewesen seien. Es gebe aktuell Kontakte der USA mit dem Iran, und man werde sehen, was passiere. Die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten sich am Freitag in Genf mit ihrem iranischen Kollegen Araghtschi getroffen. Die Europäer und auch Teheran wollen die Gespräche fortsetzen.

Trump: Israel „gewinnt“ den Krieg aktuell

Araghtschi betonte allerdings: „Solange die Angriffe Israels andauern, werden wir mit keiner Partei verhandeln.“ Zu einer Forderung aus Teheran, wonach es vor Verhandlungen eine Waffenruhe bräuchte, sagte Trump, es sei schwierig, das von Israel zu verlangen, weil Israel in dem Krieg aktuell gewinne. Eine solche Forderung wäre einfacher, wenn die eine Seite nicht die Oberhand hätte.

Trump will diplomatischen Bemühungen eigenen Angaben vom Donnerstag zufolge noch rund zwei Wochen Zeit geben, bevor er eine Entscheidung über eine mögliche Kriegsbeteiligung der USA trifft. Auf dem Weg in sein Wochenende sagte Trump vor Journalisten am Freitag am Flughafen in Morristown im Bundesstaat New Jersey, „zwei Wochen sind das Maximum“.

Iran: Wissen nicht, ob wir USA noch vertrauen können 

In einem Gespräch mit dem US-Sender NBC News in Genf zweifelte Irans Außenminister daran, dass Washington an diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges interessiert ist. Araghtschi äußerte den Verdacht, dass die USA vorherige Verhandlungen mit der Islamischen Republik nur als Deckmantel für Israels Offensive nutzten. „Sie hatten vielleicht diesen Plan im Kopf und brauchten die Verhandlungen nur, um ihn zu verschleiern“, sagte Araghtschi. „Wir wissen nicht, wie wir ihnen noch vertrauen können. Was sie getan haben, war in Wirklichkeit ein Verrat an der Diplomatie“, sagte er.

Erneute Angriffe

Kurz vor den neuen israelischen Angriffen auf den Iran hatte der Iran seinerseits Israel mit Raketen angegriffen, die jedoch anscheinend abgefangen werden konnten. Es gab keine Berichte über Einschläge. Trümmer einer abgefangenen Rakete verursachten Medien zufolge zwar ein Feuer auf dem Dach eines Wohnhauses, Schäden in Wohnungen gebe es aber wohl nicht.

Die Bevölkerung könne die Schutzräume wieder verlassen, teilte das Militär mit. Am Vortag waren bei einem iranischen Raketenbeschuss in der israelischen Mittelmeerstadt Haifa laut dem Rettungsdienst mindestens 23 Menschen verletzt worden, drei davon schwer. 

Deutsche aus Israel ausgeflogen

Die Bundeswehr flog unterdessen erstmals seit Beginn des Krieges deutsche Staatsbürger direkt aus Israel aus. Zwei Maschinen mit 64 Rückkehrern an Bord landeten in der Nacht am Flughafen Köln/Bonn in Nordrhein-Westfalen. Wegen des Krieges zwischen Israel und dem Iran ist der Luftraum in beiden Ländern für den Luftverkehr gesperrt.