Islamisten-Anschlag in Deutschland verhindert
Karlsruhe/Berlin/dpa. - Die Bundesanwaltschaft hat gestern Nachmittag drei mutmaßliche Mitglieder einer islamistisch motivierten terroristischen Vereinigung festnehmen lassen. Anschließend hätten am Dienstag in mehreren Bundesländern Durchsuchungen stattgefunden, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.
Die Beschuldigten würden heute dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt. Generalbundesanwältin Monika Harms und der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, wollen am Vormittag um 11.00 Uhr in Karlsruhe über Details informieren.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte in der ARD: «Es gab eine unmittelbare Bedrohungslage.» Zu Einzelheiten wollte er sich nicht äußern. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die Sicherheitsbehörden hatten in den vergangenen Monaten immer wieder erklärt, Deutschland sei wie alle anderen Länder in Europa vom Terrorismus bedroht. Am Dienstag hatte die dänische Polizei acht Verdächtige mit Verbindungen zum Terrornetz El Kaida gefasst und damit nach eigenen Angaben einen Anschlag vereitelt.
Der Südwestrundfunk (SWR) berichtete unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise, die in Deutschland festgenommenen Verdächtigen hätten Sprengstoffanschläge auf den Frankfurter Flughafen und die US-Militärbasis Ramstein geplant. Die Anschlagvorbereitungen seien weit fortgeschritten gewesen. Die Ermittler hätten in einer Wohnung Sprengstoff gefunden. «Spiegel Online» meldet dagegen, die Vorbereitungen für Anschläge hätten noch am Anfang gestanden.
Der Rundfunksender hr-info berichtete, die Männer seien im nordrhein-westfälischen Oberschledorn im Hochsauerland in einer Ferienwohnung festgenommen worden. Die Festnahmen könnten im Zusammenhang mit der Anti-Terror-Aktion in Dänemark stehen. Die ARD meldete, Festnahmen habe es im Raum Nordhessen und Kassel gegeben.
Über die Herkunft der Festgenommenen gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Laut ARD soll es sich um zwei Deutsche und einen Türken handeln. Der SWR meldete, zwei Verdächtige hätten deutsche Pässe, einer sei ein Pakistaner. Unter den Festgenommenen sei ein zum Islam konvertierter Mann aus Ulm. Er sei der Rädelsführer der Gruppe gewesen. Nach Angaben von «Spiegel Online» handelt es sich bei den Männern um zwei zum Islam konvertierte Deutsche aus dem Saarland und aus Neu-Ulm sowie um einen aus der Türkei kommenden Mann. Gegen die Personen sei seit Monaten intensiv ermittelt worden.
Laut «Spiegel Online» hatten die Ermittler spontan zugeschlagen, da die Männer Chemikalien von einem Lager in ein anderes gebracht hätten. Der Onlinedienst beruft sich auf Fahnder, nach deren Einschätzung die Festgenommenen in den kommenden Tagen und Wochen mit den Chemikalien experimentieren und möglicherweise dann mit dem Bombenbau beginnen wollten. Von einem zündfähigen Sprengkörper seien sie weit entfernt gewesen.
Ein Bewohner des sauerländischen Dorfes Oberschledorn bestätigte eine Polizeiaktion in dem 900-Einwohner-Ort. Das Gebiet um das betreffende Haus sei am Dienstag weiträumig abgesperrt worden, sagte ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur dpa. Offensichtlich habe die Polizei das Haus seit Tagen beobachtet. «Auf einer Wiese stand ein Wohnwagen, in dem sich wohl die Polizeibeamten aufhielten», berichtete der Mann. An dem Zugriff am Dienstag sei ein großes Polizeiaufgebot beteiligt gewesen.