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Islam Islam: Licht und Schatten beim Fastenbrechen

Von Anne-Beatrice Clasmann 23.10.2006, 09:48
Pakistanische Mädchen zeigen ihre Hände, die sie sich anlässlich des Festes des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) bemalt haben. (Foto: dpa)
Pakistanische Mädchen zeigen ihre Hände, die sie sich anlässlich des Festes des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) bemalt haben. (Foto: dpa) EPA

Kairo/dpa. - Auch in der Türkei, wo das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan Zuckerfest genannt wird, war der Montag der erste Festtag, während die Gläubigen in Ägypten und weiteren Ländern im Osten und Norden der arabischen Welt noch einen Tag länger fasten mussten. Hier sowie auch in Deutschland hatten die Religionsgelehrten den Neumond am Sonntagabend noch nicht gesichtet, der den Beginn des islamischen Monats Schawal ankündigt.

Wird der Beginn des dreitägigen Festes Eid al-Fitr erst in letzter Minute festgelegt, so bedeutet dies auch, dass viele Menschen erst abends um 20 Uhr wissen, ob sie am nächsten Tag zur Arbeit erscheinen müssen oder nicht. Auf den Straße von Kairo war es an diesem Montag ohnehin so ruhig, wie sonst nur am Freitagmorgen vor dem Gebet. Denn in den Behörden und Schulen hatten die Ferien zum Ramadan-Ende schon begonnen. Die ersten Familien fuhren schon mit ihren vollbeladenen Autos samt Kühlbox und Festtagsgebäck zu denStränden am Roten Meer, wo derzeit Badewetter herrscht.

Selbst in der irakischen Hauptstadt Bagdad trotzten einigeFamilien und Gruppen von Jugendlichen der Terrorgefahr und zogen mitneuen Kleidern durch die wenigen Vergnügungsparks der Stadt. Getrübtwird die Freude über das Fest zum Ende des Fastenmonats allerdingsdadurch, dass die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten im Iraksogar beim Feiern anhält. Die Schiiten beginnen das Fest erstan diesem Dienstag.

In der Großen Moschee der saudiarabischen Pilgerstadt Mekkaversammelten sich am Montag rund zwei Millionen Menschen zum Gebet,unter ihnen auch König Abdullah von Saudi-Arabien. Die saudiarabischeZeitung «Arab News» berichtete, in der Hafenstadt Dschidda hättenfliegende Händler in den vergangenen Tagen verbotene großeFeuerwerkskörper verkauft, mit denen sich an den Festtagen vor allemJugendliche und junge Männer amüsieren. Das größte Raketen-Modellnennen sie in diesem Jahr «Hisbollah» nach der libanesischenSchiiten-Miliz, die im Sommer während des Nahost-Krieges Raketen aufIsrael abgefeuert hatte. Die zweitgrößte Rakete heißt nach Angabender Zeitung nach dem El-Kaida-Terroristenanführer «Osama bin Laden».

Vielen libanesischen Familien, die immer noch unter ihrentraumatischen Kriegserlebnissen leiden, fällt es derweil schwer, fürFesttagsatmosphäre zu sorgen. «Ich habe geschworen, das Fasten imRamadan zu beenden, indem ich hier, wo ich meine Kindheit verbrachthabe, eine Kerze anzünde», sagt Hadi al-Chalil (12). Gemeinsam mitfünf Nachbarn von einst steht er nun in Süd-Beirut vor den Trümmerndes Hauses seiner Familie, das im Krieg von den Israelis zerstörtworden war. Für seine Verwandten und Freunde, die bei dem Angriff umsLeben kamen, liest er eine Sure aus dem Koran.