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Irans religiöser Kritiker Montaseri gestorben

20.12.2009, 12:48

Teheran/dpa. - Großajatollah Hussein Ali Montaseri, einer der einflussreichsten kritischen Geistlichen im Iran, ist tot. Nach langer Krankheit starb er im Alter von 87 Jahren in der heiligen Stadt Ghom, berichteten iranische Staatsmedien am Sonntag.

Zur Trauerfeier für den Großajatollah am Montag in Ghom wurden mehrere tausend Menschen erwartet, darunter auch Regierungsgegner und Sprecher der iranischen Opposition, hieß es auf regimekritischen Seiten im Internet.

Montaseri, der als Mardschae Taghlid (Quelle der Weisheit) unter den islamischen Großajatollahs besonders hohe Autorität genoss, war ein scharfer Kritiker des umstrittenen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Größere Beachtung schenkten die staatlichen iranischem Medien dem Tod des bedeutenden schiitischen Geistlichen aber nicht.

Nach der islamischen Revolution 1979 hatte Revolutionsführer Ajatollah Khomeini den Großajatollah zunächst als seinen Nachfolger vorgesehen. Nachdem Montaseri sich aber zunehmend kritisch zur Entwicklung der Islamischen Republik geäußert hatte, fiel er in Ungnade. Etwa die Hälfte der vergangenen zwanzig Jahre verbrachte er im Hausarrest.

Nach Khomeinis Tod im Juni 1989 war anstelle Montaseris der damalige Präsident Ajatollah Ali Chamenei oberster religiöser Führer des Irans geworden. Chamenei bekleidet bis heute das höchste Amt in der Islamischen Republik und steht im derzeitigen Machtkampf hinter Ahmadinedschad. Montaseri hatte dagegen den erzkonservativen Präsidenten mehrfach beschuldigt, diktatorisch zu regieren und mit seiner kompromisslosen Haltung das Land zu isolieren.

Montaseri starb in seinem Haus in der Stadt Ghom, 130 Kilometer südlich von Teheran, wo er vor mehr als 60 Jahren zusammen mit Khomeini damit begonnen hatte, den Kampf gegen das damalige Schah- Regime zu planen. Einer der wenigen Prominenten, die den Angehörigen kondolierten, war nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars vom Sonntag Großajatollah Jussef Sanei, ein anderer regimekritischer Geistlicher.