Iran Iran: Hat Teheran in sechs Monaten die Bombe?

Hamburg/dpa. - «Wenn sie (die Iraner) wollen, können sie ineinem halben Jahr die Uranbombe zünden», zitierte das Magazin «Stern»ungenannte BND-Experten. Diplomaten am Sitz der InternationalenAtomenergiebehörde (IAEA) in Wien zeigten sich am Mittwoch dagegenskeptisch, dass der Iran schon so schnell eine Bombe bauen könnte.Offiziell wollte sich die IAEA, die sich schon bei früheren Berichtenzurückgehalten hat, nicht zu dem «Stern»-Bericht äußern.
Die BND-Informationen würden Befürchtungen westlicher Politikerbestätigen, die den Iran zur Aufgabe seines Programms zurUrananreicherung bringen wollen. Der israelische Geheimdienst hattebereits im Februar erklärt, der Iran habe die «technologischeSchwelle» zur Herstellung einer Atombomben erreicht. Es gibtBefürchtungen, die israelische Luftwaffe könnte einen Angriff aufiranische Atomanlagen fliegen und damit die Lage in derKonfliktregion Nahost weiter verschärfen. Teheran bestreitet, dieAtomkraft miltitärisch nutzen zu wollen.
Laut «Stern» beherrschen die Iraner nach Erkenntnissen desdeutschen Auslandsgeheimdienstes mittlerweile die kompletteAnreicherungstechnologie. Zudem hätten sie genügend Zentrifugen, umwaffenfähiges Uran herzustellen. «Das hat denen vor ein paar Jahrenniemand zugetraut», sagte ein BND-Experte dem Magazin. Im April 2006hatte der US-Geheimdienst die Auffassung vertreten, der Iran sei nochJahre von der Bombe entfernt und könne wahrscheinlich erst imnächsten Jahrzehnt eine eigene Atombombe produzieren.
Nach Angaben der IAEA hat der Iran inzwischen mehr als 7000Zentrifugen in der Nuklearanlage in Natans installiert, von denen bisAnfang Juni 4920 in Betrieb waren. Mittlerweile seien fast 1,4 TonnenUran angereichert worden. Nach Angaben des Magazins wäre das genugfür ein bis zwei Bomben. Ein europäischer Diplomat in Wien zeigtesich jedoch skeptisch, dass der Iran bei seiner Urananreicherungschon so weit sei: «Die Informationen, die ich kenne, würden nichtunbedingt darauf hinweisen - das würde mich überraschen.»
Aus den vergangenen IAEA-Berichten geht hervor, dass das gesamteniedrig angereichte Uran unter Kontrolle der Behörde steht. DieAtominspektoren überwachen die Urananreicherung zu zivilen Zwecken inder Anlage in Natans unter anderem per Kamera. Für eine Atombombebraucht die Regierung in Teheran jedoch hoch angereichertes Uran. Umdas für eine Bombe ausreichende Material in wenigen Monatenherzustellen, müsste das Land nach Einschätzung von Experten nocheine zusätzliche, geheime Uran-Anreicherungsanlage besitzen. Diezweite Möglichkeit wäre, dass der Iran alle Atominspektoren ausweistund seine Anlage in Natans umrüstet. Dem würden Israel und wohl auchdie USA aber nicht tatenlos zusehen.
Nach Einschätzung des BND arbeite der Iran «zurzeit massiv» am Bauvom Raketen, die Atombomben zu Zielen auch in Europa transportierenkönnten, schrieb der «Stern». Das Blatt zitierte einen BND-Regierungsdirektor, es gebe keinerlei Zweifel, dass IransRaketenprogramm ausschließlich auf den Transport atomarer Sprengköpfeabziele. Dafür geeignete ballistische Raketen werde Teheran laut BNDwohl erst in etwa drei Jahren herstellen können. Der Iran versuche,die Komponenten für solche Raketen durch ein riesiges Netzwerk vonTarnfirmen zu beschaffen, an dem auch mehrere deutsche Firmenbeteiligt seien. Kopf des iranischen Beschaffungsprogramm sei einIraner namens Said Mohammed Hosseinian.