Iran Iran: Bürger wählten neuen Präsidenten
Teheran/dpa. - Die Iraner haben am Freitag einen neuenPräsidenten gewählt. Klarer Favorit war der reformorientiertebisherige Präsident Mohammed Chatami (57). Das Endergebnis soll bisSonntag vorliegen, erste Ergebnisse werden jedoch schon amSamstagmorgen erwartet.
Wegen des großen Andrangs vor vielen Wahllokalen verlängerte dasInnenministerium die anfänglich auf zehn Stunden festgesetzteWahlzeit drei Mal auf schließlich 15 Stunden. Gleich nach demSchließen der letzten Wahllokale um Mitternacht Ortszeit (21.30 UhrMESZ) begann die Stimmauszählung. Insgesamt waren 42 Millionen Iranerüber 15 Jahre wahlberechtigt, rund sechs Millionen mehr als bei denletzten Wahlen 1997.
Das staatliche Fernsehen berichtete, wie in Teheran habe es auchin der Provinz lange Warteschlangen vor Wahllokalen gegeben.Beobachter bezweifelten dennoch, dass die Wahlbeteiligung über dervon 1997 liegen würde. Dies wurde mit der Enttäuschung in derBevölkerung über ausgebliebene Reformen begründet. Damals waren rund80 Prozent an die Urnen gegangen.
Das Innenministerium wies Vorwürfe über zahlreicheWahlunregelmäßigkeiten zurück. Diese waren vom Wächterrat erhobenworden, einem Senats-ähnlichen Gremium, das von der konservativenGeistlichkeit beherrscht wird.
Laut Umfragen könnte Chatami mit mindestens 65 Prozent der Stimmenrechnen. Neun andere Kandidaten sind gegen ihn angetreten. SeineHauptherausforderer sind der Wirtschaftsexperte Achmed Tavakoli,Verteidigungsminister Ali Schamchani und der UniversitätsprofessorAbdullah Jassbi.
Chatami sagte bei seiner Stimmabgabe in Teheran: «Was die Leuteentscheiden, muss von allen respektiert werden, und dieentsprechenden Staatsorgane müssen den Volkswillen umsetzen.»Außenminister Kamal Charrasi sagte dem staatlichen Fernsehen, einezweite Amtszeit von Chatami werde Irans Beziehungen zum Auslandstärken und einen konstruktiveren Rahmen für Zusammenarbeitermöglichen.
Zum ersten Mal zeigte das iranische Fernsehen auch Bilder vonAnhängern der oppositionellen Volksmudschahedin, die vordiplomatischen Missionen Irans in Europa gegen die Wahldemonstrierten. Auch vor dem iranischen Generalkonsulat in Frankfurtprotestierten nach Polizeiangaben 150 Regimegegner friedlich gegendie ihrer Ansicht nach undemokratische Wahl.