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Iran Iran: Britische Soldaten kommen frei

04.04.2007, 05:42
Präsident Mahmud Ahmadinedschad verlieh Orden an iranische Marineoffiziere, die an der Festnahme der Briten beteiligt waren. (Foto: dpa)
Präsident Mahmud Ahmadinedschad verlieh Orden an iranische Marineoffiziere, die an der Festnahme der Briten beteiligt waren. (Foto: dpa) epa

Teheran/London/dpa. - Überraschende Wendung in der Krise um die 15 britischen Marinesoldaten im Iran: Präsident Mahmud Ahmadinedschad kündigte am Mittwoch die Freilassung der vor fast zwei Wochen gefangen genommenen Briten an. Sie sollen an diesem Donnerstagin ihre Heimat zurückfliegen. Der britische Premierminister TonyBlair und die EU begrüßten die angekündigte Freilassung. Weltweitsanken die Ölpreise.

Ahmadinedschad gab die Freilassung auf einer internationalenPressekonferenz in Teheran bekannt. Dies sei ein «Geschenk» anGroßbritannien, sagte Ahmadinedschad vor Journalisten aus aller Welt.Anschließend verabschiedete er die Briten persönlich. Die BBC zeigteAufnahmen, auf denen zu sehen war, wie Ahmadinedschad den 15Marinesoldaten die Hand schüttelt. Der Präsident erkundigte sich nachder Gesundheit der Soldaten und wünschte ihnen eine gute Heimreise.

Blair sagte, er sei «froh». Die Freilassung sei eine «großeErleichterung» für die Soldaten und ihre Familienangehörigen. Auchder britische Verteidigungsminister Desmond Browne begrüßte dieFreilassung. Sie hätten durchweg mit großer Würde gehandelt. Blairwandte sich an das iranische Volk: «Wir lasten euch keineFeindseligkeit an.» Die bestehenden Streitigkeiten zwischen denRegierungen in London und Teheran wolle man «friedlich durch einenDialog» lösen. Blair dankte außerdem allen Verbündeten und Freunden«in Europa und im UN-Sicherheitsrat und in der Region» für ihreUnterstützung.

Erleichterung zeigten auch die Angehörigen der Soldaten. DieFamilie des Marinesoldaten Adam Sperry sprach von dem «bestenvorstellbaren Geschenk».

Unter Berufung auf iranische Offizielle hieß es, die Britensollten Teheran am Donnerstag verlassen. Der britische Sender BBCberichtete, die 15 würden Teheran am frühen Donnerstagmmorgenverlassen und am Mittag um 12.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MESZ) aufden Londoner Flughafen Heathrow landen. Eine offizielle Bestätigunggab es dafür nicht.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßte die angekündigteFreilassung und äußerte mit Blick auf das iranische Atomprogramm dieHoffnung, dass eine Zuspitzung vermieden werden könne. Mit derFreilassung der Soldaten sei ein Anfang gemacht, «und ich hoffe, dassdieser Anfang die Tür öffnet für weitere in Kooperation gefundeneLösungen», sagte der EU-Ratsvorsitzende am Mittwoch in Berlin.

Die Seeleute waren am 23. März im Mündungsgebiet des Schatt elArab von iranischen Revolutionsgarden festgenommen worden. Londonerklärte, sie seien aus irakischen Gewässern verschleppt worden.Teheran hatte stets darauf bestanden, dass die Briten in iranischesGebiet vorgedrungen seien.

Während der Pressekonferenz warf Ahmadinedschad Großbritannienerneut vor, die Grenzen seines Landes verletzt zu haben. Dasiranische Volk sei über das Eindringen der Marineangehörigen zutiefstempört. Der Präsident verlieh Orden an iranische Marineoffiziere, diean der Festnahme der Briten beteiligt waren. Die überraschendeAnkündigung kam erst, nachdem Ahmadinedschad bereits mehr als 45Minuten geredet hatte. Ahmadinedschad nutzte die Pressekonferenzauch, um das Recht des Irans auf sein Atomprogramm zu unterstreichen.

Am Mittwochmittag hatte die staatliche iranischeNachrichtenagentur IRNA berichtet, iranische Beamte dürften in Kürzeerstmals fünf von US-Streitkräften im Irak festgenommene Iranertreffen. «Ein Vertreter der iranischen Botschaft in Bagdad soll dieFestgenommenen treffen», zitierte IRNA eine nicht näher beschriebeneQuelle, ohne allerdings Zeitpunkt oder Ort eines solchen Treffens zunennen.

Die fünf Iraner waren im Januar von den US-Streitkräften in dernordirakischen Stadt Erbil festgenommen worden. Die USA werfen ihnenvor, zu den iranischen Revolutionsgarde zu gehören und schiitischeMilizen im Irak unterstützt zu haben. Nach Angaben der iranischenRegierung handelt es sich dagegen um Diplomaten.

US-Präsident George W. Bush hatte am Dienstag einen Austausch derBriten gegen die fünf Iraner abgelehnt. Ahmadinedschad betonte in derPressekonferenz, zwischen der Freilassung der Briten und den fünf imIrak festgenommenen Iranern gebe es keinen Zusammenhang. «Wenn wirhätten handeln wollen, hätten wir mehr gewinnen können», sagte er.

Die Ankündigung ließ am Mittwoch die Ölpreise sinken. Ein Barrel(159 Liter) der US-Sorte WTI kostete am Nachmittag 63,87 Dollar undwar damit über einen Dollar billiger als zum Handelsschluss amVortag. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verbilligte sich imVergleich zum Vortagesschluss um 8 Cent auf 67,74 Dollar.