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Irak Irak: Zeugen der Folter in Abu Ghoreib werden vernommen

23.08.2004, 09:47
Die US-Obergefreite Lynndie England von der 372. Militärpolizei-Kompanie posiert mit einer Zigarette im Mundwinkel vor nackten irakischen Gefangenen in der Haftanstalt Abu Ghoreib in Bagdad. (Foto: Washington Post)
Die US-Obergefreite Lynndie England von der 372. Militärpolizei-Kompanie posiert mit einer Zigarette im Mundwinkel vor nackten irakischen Gefangenen in der Haftanstalt Abu Ghoreib in Bagdad. (Foto: Washington Post) DSK/EPA

Mannheim/dpa. - Gemeinsam mit insgesamt sechs weiteren Militärpolizisten sollGraner zahlreiche Häftlinge des berüchtigten Gefängnisses Abu Ghoreibmissbraucht haben. Neben dem Korporal müssen sich in Mannheim zweiweitere Soldaten und eine Frau verantworten.

Der Folterskandal von Abu Ghoreib hatte im April weltweit fürAufsehen und Empörung gesorgt. Damals waren Fotos an dieÖffentlichkeit gelangt, auf denen Graner unter anderem intriumphierender Pose hinter einer Pyramide von aufgestapelten nacktenGefangenen zu sehen ist. Seine Freundin, die derzeit schwangereHauptgefreite Lynndie England, präsentierte sich auf den Fotos miteinem nackten Gefangenen an einer Hundeleine. Englands Vorverfahrenwar wegen der Schwangerschaft in die USA verlegt worden und istderzeit ausgesetzt.

Die Anhörung war für zwei Tage vor allem aus Sicherheits- undKostengründen aus Bagdad nach Deutschland verlegt worden. DieMannheimer Gerichtstage sind nach US-Angaben eine einmaligejuristische Begebenheit, wie Richter Oberst James Pohl betonte. Dannsoll wieder in der irakischen Hauptstadt verhandelt werden. DerZivilanwalt Graners, Guy Womack, kündigte aber an, bei derFortsetzung der Anhörung am 21. Oktober in Bagdad erneut eineVerlegung in die USA oder nach Deutschland zu beantragen.

Mit Fragen zu den ersten Ermittlungen nach dem Auftauchen derFotos Mitte Januar versuchte die Verteidigung, Fehler derGeheimpolizei aufzudecken. Erfolglos versuchte die Verteidigung, dieBeschlagnahme des Computers und der Disketten mit den Bildern fürillegal erklären zu lassen. Dadurch hätten einige Fotos nicht mehrals Beweismittel genutzt werden können.

Die Anhörungen sind Teil des Vorverfahrens. Das Gericht willklären, ob die Beweise für die Eröffnung eines Prozesses ausreichen.Die meisten Militärpolizisten behaupten, vom Geheimdienst zu denTaten ermutigt worden zu sein. Der Stabsgefreite Jeremy Sivits hattesich dagegen bereits im Vorverfahren schuldig bekannt. Er war im Maivon einem Militärgericht in Bagdad zu einer Freiheitsstrafe von einemJahr und zur Entlassung aus der Armee verurteilt worden.

US-Soldatin Lynndie England, aufgenommen in Hilla im Irak (Archivfoto vom 7. Mai 2004). Die US-Soldatin muss sich wegen der Misshandlungen im irakischen Gefängnis Abu Ghoreib verantworten. (Foto: dpa)
US-Soldatin Lynndie England, aufgenommen in Hilla im Irak (Archivfoto vom 7. Mai 2004). Die US-Soldatin muss sich wegen der Misshandlungen im irakischen Gefängnis Abu Ghoreib verantworten. (Foto: dpa)
The Cumberland Times