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Irak Irak: Weitere Todesurteile sollen Sonntag vollstreckt werden

04.01.2007, 10:36
Awad al-Bandar war unter der Herrschaft des irakischen Diktators Saddam Husein Vorsitzende des so genannten «Revolutionären Gerichtshofs». (Foto: dpa)
Awad al-Bandar war unter der Herrschaft des irakischen Diktators Saddam Husein Vorsitzende des so genannten «Revolutionären Gerichtshofs». (Foto: dpa) POOL FILES

Bagdad/New York/dpa. - Saddam-Halbbruder Barsan al-Tikriti und der frühere Richter Awad al-Bandar würden voraussichtlich am Sonntag gehängt, sagte einAbgeordneteter der Regierungsmehrheit im irakischen Parlament amDonnerstag in Bagdad. Offiziell wurde der Termin zunächst nichtbestätigt.

Am Vorabend hatte die UN-Menschenrechtskommissarin Louise Arbournochmals an Iraks Präsident Dschalal Talabani appelliert, dieTodesurteile nicht zu vollstrecken. Arbour meldete erneut Zweifeldaran an, dass der Prozess gegen den früheren Machthaber und seineMitangeklagten fair und objektiv geführt wurde. Der neueGeneralsekretär Ban Ki Moon unterstützt nach UN-Angaben den Appell.

Am Vortag hatten arabische Fernsehsender zunächst berichtet, diebeiden Gefolgsleute Saddams sollten bereits an diesem Donnerstagexekutiert werden. Die Regierung hatte das aber dementiert. Saddams-Halbbruder, ehemals Chef des irakischen Geheimdienstes, und derfrühere Vorsitzende des so genannten Revolutionären Gerichtshofswaren am 5. November zusammen mit Saddam wegen der Ermordung von 148Schiiten in der Kleinstadt Dudschail 1982 zum Tode verurteilt worden.

Saddam war am vergangenen Samstag hingerichtet worden. Die USAhätten nach den Worten von US-General William Caldwell dieHinrichtung des irakischen Ex-Machthabers Saddam Hussein andersgehandhabt. «Wir hätten die Dinge anders angepackt», sagte Caldwellam Mittwochabend in Bagdad. «Aber das (der Irak) ist ein souveränesLand, das seine eigenen Entscheidungen trifft.» Er reagierte damitauf die Kritik an der Vollstreckung der Todesstrafe unmittelbar vorBeginn des islamischen Opferfestes.

Unterdessen ging die Suche nach den Urhebern eines umstrittenen,offenbar per Handykamera aufgenommenen Videos von der Hinrichtungweiter. Nach Angaben von Sami al-Askari, einem Vertrauten vonMinisterpräsident Nuri al-Maliki, wurden bisher zwei Justizbeamtevernommen, die Saddam bei der Hinrichtung bewacht hatten. Gegen diebeiden liege aber bisher nichts vor. Nach Angaben von Vize-Generalstaatsanwalt Munkid al-Farun hatten nur zweiRegierungsvertreter - al-Askari und der Sicherheitsberater Muwaffakal-Rubai - Mobiltelefone dabei.

Das Video hat vor allem in schiitischen Gebieten weite Verbreitunggefunden, aber unter den irakischen Sunniten sowie im Ausland fürEmpörung gesorgt. Es zeigt die Hinrichtungsprozedur in voller Länge.Gleichzeitig aufgenommen wurden Verunglimpfungen Saddams und Hochrufeauf den radikalen Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr, einen derHauptfeinde Saddams.

Im Bagdader Stadtteil Mansur, in dem auch die deutsche Botschaftliegt, starben am Donnerstag mindestens 13 Menschen. 25 weiterewurden verletzt, als zwei Sprengsätze neben Autos explodierten, dievor einer Tankstelle warteten. Ebenfalls im Westen der irakischenHauptstadt überfielen Bewaffnete ein Haus und töteten vier Mitgliedereiner Großfamilie.

In der Pilgerstadt Kerbela, rund 100 Kilometer südlich Bagdads,starb bei einem Überfall der Schiitenführer Scheich al-Sobeidi, einVertrauter des obersten schiitischen Geistlichen im Irak,Großajatollah Ali Husseini al-Sistani. Auch ein Leibwächter Sobeidiskam ums Leben.

Hinrichtungen 2006 weltweit (Grafik: dpa)
Hinrichtungen 2006 weltweit (Grafik: dpa)
dpa