Irak Irak: Susanne Osthoffs Mutter wendet sich erneut an Entführer

Berlin/Bagdad/dpa. - DerBundesregierung sei es bislang nicht gelungen, ein Lebenszeichen vonOsthoff und ihrem Fahrer zu erhalten, sagte ein Sprecher desAuswärtigen Amtes in Berlin. Zum Schutz der Geiseln will dieBundesregierung zu Spekulationen über die Hintergründe und denmöglichen Täterkreis keine Angaben machen.
Frankreichs Präsident Jacques Chirac versicherte in einemTelefonat mit Planches Tochter Isabelle: «Wir setzen alles inBewegung, um seine Freilassung zu erreichen.» Chirac riet allenFranzosen, von Irakreisen abzusehen, solange die Sicherheit dortnicht garantiert sei.
Osthoff war gemeinsam mit ihrem irakischen Fahrer am 25. Novemberauf dem Weg nach Arbil in der nördlichen Irak-Provinz Ninive vonUnbekannten verschleppt worden. Die Entführer forderten dieBundesregierung in einem Video auf, die Zusammenarbeit mit dem Irakzu beenden.
Nach dem Verschwinden eines weiteren westlichen Ausländers im Irakwird in Sicherheitskreisen eine konzertierte Aktion von Entführungenvor den Parlamentswahlen am 15. Dezember nicht ausgeschlossen.Zusammen mit zwei Kanadiern, einem Briten und einem US-Bürger, dieals Menschenrechtsaktivisten im Land tätig waren, hat sich die Zahlder gekidnappten Ausländer damit innerhalb einer Woche auf sechserhöht.
Nach Ansicht von Experten könnte eine Erklärung für die Häufungsein, dass die Täter damit die Aufmerksamkeit des Auslands wiederverstärkt auf die Vorgänge im Irak lenken wollten. Die ständigenbrutalen Selbstmord-Attentate, denen vor allem Iraker zum Opferfallen, lösten in vielen westlichen Ländern nicht mehr die von denUrhebern erwünschte Resonanz aus.
Außenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) will an diesemDienstag bei einem kurzfristig vereinbarten Treffenh in Berlin mitseinem Pariser Amtskollegen Philippe Douste-Blazy auch über dieEntführungen sprechen. Drei im Irak gekidnappte französischeJournalisten waren vor einiger Zeit nach wochenlangen Verhandlungenwieder auf freien Fuß gekommen. Der Fall Osthoff dürfte auch beimTreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit US-Außenministerin Condoleezza Rice zur Sprache kommen.
Der Fall der 43-Jährigen deutschen Archäologin wird möglicherweiseden Gipfel der Islamischen Staaten am 7. und 8. Dezember in Mekkabeschäftigen. In einem Brief bat der Vorsitzende des Zentralrats derMuslime in Deutschland (ZMD), Nadeem Elyas, «um Intervention allerStaatsoberhäupter zur Freilassung von Frau Susanne Osthoff und ihremFahrer». Von den islamischen Führern erwarte «die Welt mit Recht eineeindeutige unmissverständliche Verurteilung einer jeden Art vonGewalt, Terror und Menschenverachtung». Elyas, der sich selbst alsAustausch für Osthoff angeboten hatte, appellierte an die Teilnehmer,«ein deutliches Signal gegen Missbrauch der friedliebenden Lehre desIslams durch Verbrecher zu setzen».
Susanne Osthoff Mutter richtete sich erneut eindringlich an dieGeiselnehmer. «Meine Tochter ist mehr Irakerin als Deutsche. RedenSie mit ihr. Lernen Sie Susanne kennen. Dann können Sie sich schnelldavon überzeugen, dass sie im Irak nur eins wollte: den Menschen dorthelfen», appellierte Ingrid Hala in der «Neuen Osnabrücker Zeitung»an die Kidnapper. Auch die Verurteilung der Tat durch kurdische,schiitische und sunnitische Persönlichkeiten und Parteien mache«Hoffnung, dass die Entführer zur Einsicht gelangen werden», sagtedie Mutter.