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Irak Irak: Saddam-Prozess tritt in entscheidende Phase

12.03.2006, 16:14
Saddam Hussein sitzt vor Gericht in Bagdad. Am 13. Dezember 2003 wurde er von amerikanischen Soldaten festgenommen, seit dem 19. Oktober 2005 läuft der Prozess gegen ihn. (Foto: dpa)
Saddam Hussein sitzt vor Gericht in Bagdad. Am 13. Dezember 2003 wurde er von amerikanischen Soldaten festgenommen, seit dem 19. Oktober 2005 läuft der Prozess gegen ihn. (Foto: dpa) POOL

Bagdad/Kairo/dpa. - DieAngeklagten wurden am 15. Prozesstag einzeln in den Gerichtssaalgerufen, um erstmals selbst zu erklären, ob und in welcher Form siean der Hinrichtung von 148 Männern in der Kleinstadt Dudschail imJahr 1982 beteiligt gewesen waren. Bisher hatten sie nur die Aussagender Belastungszeugen kommentiert, waren aber nicht selbst befragtworden. In Dudschail war 1982 ein Attentat auf Saddam fehlgeschlagen.Die ersten beiden Angeklagten stritten jede Verantwortung ab. WannSaddams Aussage zu erwarten ist, war am Sonntag noch unklar.

Auf dem internationalen Flughafen von Bagdad ist am Sonntag einSprengsatz gefunden worden. Der US-Sender CNN berichtete, beiGepäckkontrollen vor dem Abflug einer Maschine der Royal Jordaniannach Amman sei Sprengstoff in einer Zigarettenschachtel entdecktworden. Als Konsequenz dürften amerikanische Soldaten bis aufWeiteres nur mit Militärmaschinen fliegen.

Der irakische Innenminister Bajan Bakr Solagh hat sich am Sonntagspöttisch über die vergangene Woche in Bagdad entführten Mitarbeitereiner Sicherheitsfirma geäußert. Solagh erklärte, diese hätten sichvon den Entführern wie Schafe abführen lassen, «obwohl sie bei einerSicherheitsfirma arbeiteten und auf dem Firmengelände modernsteWaffen besaßen». Anders als in den Medien dargestellt, seien bei demSturm auf die Firmenzentrale zudem nicht 50 sondern lediglich 22Leibwächter entführt worden. Von den Männern fehlt bisher jede Spur.

In Bagdad wurde unterdessen die Leiche der amerikanischen GeiselTom Fox gefunden worden. Der Friedensaktivist war Ende November imIrak entführt worden. In der irakischen Hauptstadt wurde am Samstagder Geschäftsführer des staatlichen Fernsehsenders Al-Irakija,Amdschad Hamid, zusammen mit seinem Fahrer erschossen. Am Wochenendekamen insgesamt 17 weitere Iraker durch die Hand von Extremisten umsLeben.

Bei dem folgenschwersten Anschlag starben am Sonntag in Bagdadsechs Iraker, als ein Sprengsatz neben einer US-Militärpatrouilleexplodierte. Augenzeugen berichteten, die Soldaten seien bei derExplosion im Kadissija-Viertel unverletzt geblieben. 13 Zivilistenwurden verletzt.

Ohne konkretes Ergebnis endete am Sonntag ein Treffen zwischenÜbergangspräsident Dschalal Talabani und dem designiertenRegierungschef Ibrahim al-Dschafari, bei dem es um einen Ausweg ausder Krise bei der Bildung der neuen Regierung ging. Al-Dschafarisagte anschließend, die Differenzen müssten «auf demokratischem Wegund nicht durch Unterdrückung und mit diktatorischen Mitteln» aus demWeg geräumt werden. Die Kurden und Sunniten sowie ein Teil derreligiösen Schiiten-Allianz, zu der Al-Dschafari gehört, lehnen seineErnennung zum Chef der neuen Regierung ab.

Nach einem dreimonatigen Einsatz im Irak hat ein Mitglied derbritischen Spezialeinheit SAS den weiteren Dienst an der Waffeverweigert. Der 28-jährige Ben Griffin schied nach einem Bericht derSonntagszeitung «Sunday Telegraph» aus moralischen Gründen aus derArmee aus. Der Ex-Soldat begründete dies damit, dass er im Irak inmehreren Dutzend Fällen «illegale» Methoden beobachtet habe. DieIraker würden von US-Kampftruppen, mit denen die SAS im Einsatz ist,als «Untermenschen» behandelt.