Irak Irak: Radikale benutzen ausländische Geiseln als Druckmittel

Bagdad/dpa. - Im erbitterten Konflikt mit den US-geführtenBesatzungstruppen haben aufständische Iraker mehr als ein DutzendAusländer verschleppt. Am späten Montagabend wurde die Entführung vonelf russischen Geschäftsleuten in Bagdad bekannt. Im Laufe desMontags wurden sieben Chinesen wieder freigelassen.
Am Osterwochenende wurde immer mehr zur Gewissheit, dass bei einemRebellenangriff am Rande der umkämpften Stadt Falludschahöchstwahrscheinlich zwei Beamte der deutschen Elitetruppe GSG-9 umsLeben gekommen sind.
Nach einem Feuerüberfall in einem Bagdader Vorort auf einen Konvoiwerden zwei US-Soldaten und sieben Mitarbeiter einer Versorgungsfirmavermisst. Auch drei Journalisten aus Tschechien, die seit Sonntag imIrak vermisst werden, befinden sich möglicherweise in der Hand vonAufständischen, wie die Nachrichtenagentur CTK berichtete. Diejapanische Regierung versuchte weiter, das Leben von drei Geiseln zuretten.
Elf Mitarbeiter des russischen Unternehmens «Interenergoservice».wurden am Montagabend entführt, berichtete die Agentur Interfax unterBerufung auf Berichte des arabischen Fernsehsenders El Dschasira.Eine offizielle russische Bestätigung für die Entführung in derirakischen Hauptstadt Bagdad lag zunächst nicht vor. Der Entführungsei ein Feuergefecht vor dem Gebäude der Firma vorausgegangen, beidem zwei irakische Wachmänner getötet worden seien. Die Entführerhätten zunächst keine Forderungen geäußert.
Die beiden BGS-Mitarbeiter wollten am vorigen Mittwoch Kollegen inder deutschen Botschaft in Bagdad ablösen. Nach einem Bericht derbritischen Zeitung «Sunday Telegraph» raste die Autokolonne durcheine Straßensperre irakischer Aufständischer. Die Iraker hättendaraufhin auf die Fahrzeuge gefeuert und die Reifen des letztenWagens - das war das Auto der Deutschen - getroffen. Dadurch sei dasFahrzeug von der Straße abgekommen und vor einer ehemaligen Schulestehen geblieben. Dort seien die beiden Männer erschossen worden.
Auch am Wochenende kam es wieder zu Zusammenstößen zwischenRebellen und Besatzungstruppen mit mindestens sechs Toten auf Seitender USA. Insgesamt kamen seit Monatsbeginn nach Angaben der US-Armee70 Soldaten ums Leben. Damit ist der April seit dem offiziellen Endeder Hauptkampfhandlungen im Mai 2003 der bislang verlustreichsteMonat für die Besatzungsarmee. Die Zahl der irakischen Opfer schätzteUS- General Mark Kimmitt in Bagdad auf «etwa zehn Mal so viel».
US-Präsident George W. Bush bekräftigte, die USA würden an ihremharten Kurs gegen die Rebellen festhalten. Der für Afghanistan unddie Golf-Region zuständige US-General John Abizaid hat nach eigenenAngaben Verteidigungsminister Donald Rumsfeld um die Entsendung vonzwei zusätzlichen Brigaden in den Irak gebeten.
Der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General Ricardo Sanchez,sagte, nach einem Angriff auf einen Konvoi in Abu Ghoreib, einerwestlichen Vorstadt von Bagdad, seien zwei Soldaten und siebenMitarbeitern der US-Firma Kellogg Brown & Root verschwunden. ElDschasira zeigte am Montag ein Video, auf dem vermummte Männer mitmehreren Gefangenen zu sehen sind - angeblich Lastwagenfahrer ausNepal, Pakistan, Indien, der Türkei, Iran und den Philippinen, dieWaren für die US-Armee transportierten. Freigelassen wurde ein imsüdirakischen Nasirija entführter Brite.
US-General Sanchez erklärte auf eine Frage, wie die US-Armee mitdem radikalen Schiiten-Prediger Muktada el Sadr umgehen wolle, es seiihre Aufgabe ihn «gefangen zu nehmen oder zu töten».

