Irak Irak: Ex-Verteidigungsminister stellt sich US-Truppen

Mosul/Bagdad/dpa. - Beim Beschuss des Autos eines italienischen Diplomaten an einem US-Kontrollpunkt kam nach Angaben des Außenministeriums in Rom der Dolmetscher des Diplomaten ums Leben. Der Diplomat blieb unverletzt. In der Nacht waren drei US-Soldaten bei einem Überfall getötet worden.
Der Festnahme des Ex-Verteidigungsministers vorausgegangen seien fast einwöchige Verhandlungen mit den Amerikanern über die Modalitäten der Festnahme von Sultan Haschim, berichtete der US- Sender CNN. Seine Brüder und Mitglieder einer lokalen Menschenrechtsorganisation berichteten, sie hätten dabei zu erreichen versucht, dass der Ex-Minister von der Liste der 55 meistgesuchten Iraker gestrichen wird. Dies hätten die Amerikaner jedoch abgelehnt. Sie hätten aber eine gute Behandlung für den Ex-Minister zugesagt.
Sultan Haschim war seit Juli 1995 Verteidigungsminister. Der Generalleutnant war zwar nach Saddam der ranghöchste irakische Militär, wurde jedoch nie zum innersten Zirkel des Regimes gezählt. Er gehörte auch nicht zum Saddam-Clan und war weniger unbeliebt in der Bevölkerung als andere Stützen des Regimes. Er wurde nach Angaben seiner Angehörigen von den Amerikanern per Hubschrauber nach Bagdad gebracht. Sultan Haschims Tochter war mit dem vor zwei Monaten vom US-Militär getöteten Saddam-Sohn Kusai verheiratet. Der Ex-Minister ist die Nummer 27 auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker.
Der Überfall auf die US-Patrouille wurde nahe Tikrit, der Heimatstadt Saddams, verübt. Wie CNN unter Berufung auf Militärkreise berichtete, wurden die Soldaten angegriffen, als sie eine Artilleriestellung überprüfen wollten. Nach dem Angriff nahmen die Soldaten in der Umgebung 40 Verdächtige fest.
Wenige Stunden zuvor waren bei einem Angriff im Westirak nach widersprüchlichen Meldungen bis zu acht US-Soldaten getötet worden. Die US-Armee sprach dagegen lediglich von zwei Verletzten. Am Freitag durchsuchten wegen dieses Vorfalls nach Augenzeugenberichten mehr als 100 US-Soldaten die Städte Falludscha und El Chalidija nach Waffen. Trotzdem gab es am Freitagmorgen nach Angaben von Augenzeugen einen erneuten Angriff im Westirak. Nahe der Stadt Hit hätten Iraker ein US-Militärfahrzeug mit einer Panzerfaust angegriffen und dabei mehrere Soldaten verletzt, hieß es.
Ein US-Militärsprecher sagte in Bagdad, die Angriffe seien inzwischen weniger spontan als zu Beginn. So hatten die Angreifer in El Chalidija am Donnerstag erst das erste Fahrzeug eines Konvois mit Sprengstoff zum Anhalten gebracht und dann weitere Fahrzeuge der Kolonne mit Panzerfäusten attackiert.
Der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, beschuldigte iranische Agenten, den Wiederaufbau des Landes zu sabotieren. In einem Interview mit der britischen Zeitung «The Daily Telegraph» (Freitagsausgabe) sagte er, die Agenten unterstützten Gruppen, die gewalttätige Aktionen gegen Koalitionstruppen und Iraker ausführten. Auf die Frage, ob die Iraner auch verdächtigt würden, an Bombenanschlägen beteiligt gewesen zu sein, antwortete er: «Es gibt auf jeden Fall einige Hinweise darauf, ja.»
