Irak Irak: Amerikaner nehmen Gefolgsleute Saddams fest

Bagdad/Washington/dpa. - Mit der Festnahme von vier hochrangigen Gefolgsleuten Saddam Husseins an einem Tag haben die Amerikaner ihren bislang größten Fahndungserfolg erzielt. Drei von ihnen stehen auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker, wie das US-Zentralkommando in Doha (Katar) mitteilte. Der von Washington als Zivilverwalter für den Irak eingesetzte ehemalige US-General Jay Garner stellte am Donnerstag seine Pläne für die Übergangsphase vor. Unter seiner Führung sollen drei Amerikaner für die Regionen Nord-, Zentral- und Südirak verantwortlich sein. Eine irakische Beteiligung ist zunächst nicht vorgesehen.
Nach den jüngsten Festnahmen befinden sich nun 11 gesuchte Iraker in der Hand der Amerikaner. Unbekannt ist jedoch, wie die Anklagepunkte gegen sie lauten und wie ihnen der Prozess gemacht werden soll. Nach Expertenangaben könnten ihnen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt werden.
Unter den drei Spitzenleuten befindet sich der Kommandeur der Luftverteidigung des Regines von Saddam Hussein, Musahim Sab Hassan el Tikriti. Er ist die Nummer zehn auf der Liste und damit der bisher ranghöchste Festgenommene. Wie er gefasst wurde, teilte das US- Militär nicht mit. Der frühere Direktor des militärischen Geheimdienstes im Irak, Suhair Talib Abd el Sattar el Nakib, stellte sich selber. Ex-Handelsminister Mohammed Mahdi el Salih gelangte unter nicht genannten Umständen in die Hand der Alliierten.
Außerdem fassten US-Soldaten am Mittwoch in Bagdad den Amerika- Experten des irakischen Geheimdienstes, Salim Said Chalaf el Dschumaili. Er könne wahrscheinlich dazu beitragen, irakische Spione in den USA zu entlarven, betonte das Zentralkommando.
Nach Einschätzung des britischen Senders BBC könnten die Festgenommenen wichtige Informationen für die Suche nach Massenvernichtungswaffen geben. El Nakib könnte zudem Angaben über mögliche terroristische Aktivitäten des Saddam-Regimes machen. Der Chef der Luftverteidigung, el Tikriti, war nach US-Medienberichten auch für die Ausbildung der paramilitärischen Fedajin-Einheiten zuständig, die Saddam besonders ergeben waren.
Die im Irak festgenommenen hochrangigen Gefolgsleute Saddams werden nach Angaben der US-Armee außer Landes gebracht. Weniger prominente Gefangene würden dagegen nach wie vor in der Umgebung des Flughafens von Bagdad festgehalten, sagte Hauptmann Jared Robbins auf Anfrage in Bagdad.
Nach Garners Plänen soll die Region um die irakische Hauptstadt von der amerikanischen Botschafterin im Jemen, Barbara Bodine, geleitet werden. Stellvertreter Garners ist der Brite Tim Cross. Auf die Frage, wie und wann die Iraker ihre eigenen Volksvertreter wählen sollten, sagte Garner in Bagdad: «Wir gehen davon aus, dass die Menschen zu uns kommen werden und uns sagen, wie sie das machen wollen.» Garners Stellvertreter Cross fügte hinzu: «Wir haben den Irak in beeindruckendem Tempo befreit.» Die von vielen vorhergesagte große humanitäre Krise im Irak sei ausgeblieben.
«Wir werden uns den Amerika drohenden Gefahren stellen und sie besiegen, wo immer sie sich zusammenbrauen», sagte US-Präsident George W. Bush am Donnerstag in Canton (US-Bundesstaat Ohio). «Wir haben sehr klar gemacht, dass wir Terroristen zur Strecke bringen werden, die uns hassen und uns schaden wollen. Und wir haben sehr klar gemacht, dass wir uns um die wachsende Gefahr durch Saddam Hussein und sein brutales Regime kümmern würden. Die Welt weiß jetzt, dass wir unser Wort halten.»
Der Ton zwischen den USA und Iran wird unterdessen schärfer. Die Vereinigten Staaten warnten die Islamische Republik am Donnerstag vor einer Einmischung in die Angelegenheiten des Nachbarlandes Irak. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, verwies auf Berichte, wonach iranische Agenten versuchten, die Schiiten im Süden des Iraks zu beeinflussen. Teheran wies die Warnung entschieden zurück.
Dagegen milderten die USA ihre Drohung mit Konsequenzen wegen Frankreichs Haltung im Irak-Konflikt ab. Außenamtssprecher Richard Boucher sagte, die Gegensätze mit Frankreich hätten Einfluss darauf, «wie künftig einige Entscheidungen getroffen werden». Aber Frankreich bleibe «fundamental ein Verbündeter». Im Streit um die Aufhebung der Irak-Sanktionen signalisierte nach Frankreich auch Russland Kompromissbereitschaft.
