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Irak Irak: 20. März 2003: Massive Bodenoffensive hat begonnen

20.03.2003, 18:58
US-Truppen am 19. März 2003 in Norden von Kuwait während des Vormarsches zum Irak. (Foto: dpa)
US-Truppen am 19. März 2003 in Norden von Kuwait während des Vormarsches zum Irak. (Foto: dpa) AFP

Bagdad/London/Washington/dpa. - Nach britischen und arabischenMedienberichten sollen die Alliierten die strategisch wichtigesüdirakische Grenzstadt Umm Kasr eingenommen haben. Der Umschlagplatzfür Öltanker liegt 50 Kilometer südlich der Stadt Basra, die alserstes großes Ziel der Bodenoffensive gilt.

Ein BBC-Reporter, der im Konvoi von tausenden US-Fahrzeugen aufdie Grenze vorrückte, berichtete: «Der Bodenkrieg hat begonnen.» Dieswurde inoffiziell aus Kreisen des US-Verteidigungsministeriumsbestätigt.

Etwa 10 000 gepanzerte US-Militärfahrzeuge bewegten sich am Abendauf den Süd-Irak zu. US-Marine-Infanteristen und britische RoyalMarines überquerten die Grenze zum Irak. Laut BBC wurden zahlreicheRaketen abgefeuert. «Das ist ein gewaltiger Angriff», sagte der BBC-Reporter. CNN zitierte einen US-Regierungsbeamten mit den Worten,eine bedeutende Eskalation des Irak-Krieges habe begonnen.

Nach amerikanischen Medienberichten wurden am Abend 72Marschflugkörper auf das Regierungsviertel von Bagdad abgefeuert. Indem Viertel haben auch staatliche Medien ihre Büros. Die irakischeLuftabwehr feuerte aus allen Rohren. Der Angriff dauerte etwa zehnMinuten. Danach war es zunächst wieder ruhig.

In Großbritannien stationierte amerikanische Langstreckenbombervom Typ B-52 wurden am Donnerstag mit Marschflugkörpern und anderemKriegsgerät beladen. Die Bomber können innerhalb von fünf bis sechsStunden den Norden des Irak erreichen. Zuvor hatte die Türkei nachlangem Zögern ihren Luftraum für US-Militärflüge geöffnet.

Der Krieg unter der Code-Bezeichnung «Operation irakischeFreiheit» hatte am Donnerstagmorgen um 3.33 Uhr MEZ mit einem erstengezielten Schlag gegen den irakischen Machthaber Saddam Husseinbegonnen. Nur 90 Minuten nach Ablauf des amerikanischen Ultimatums anSaddam feuerten US-Streitkräfte Marschflugkörper und Präzisionsbombenauf dessen vermuteten Aufenthaltsort in Bagdad. Der irakischeInformationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf sagte, Saddam habe denAngriff überlebt. US-Präsident George W. Bush warnte, dass ein langerKrieg bevorstehen könnte.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz berichtete, bei denersten Angriffen seien ein Mensch getötet und 14 verletzt worden. Beider zweiten Angriffswelle wurden nach Angaben des irakischenFernsehens vier irakische Soldaten getötet und weitere verwundet. Imkurdischen Norden des Irak und in Kuwait-Stadt setzte eineFluchtwelle ein.

Der Beginn des Krieges löste in aller Welt Betroffenheit und invielen Ländern Kritik aus. In Deutschland und anderen Staaten wurdendie Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. In verschiedenen Städten imIn- und Ausland gab es erste große Protestkundgebungen. InDeutschland demonstrierten rund 200 000 Menschen gegen den Krieg.Auch in Paris, London, Barcelona, Mailand, Athen, Kairo, Sydney undSan Francisco gab es Großdemonstrationen. Bundeskanzler GerhardSchröder sagte: «Es ist die falsche Entscheidung getroffen worden.»

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld rief die irakischenStreitkräfte zur Befehlsverweigerung auf. «Die Tage des irakischenRegimes sind gezählt», sagte Rumsfeld und kündigte eine Militäraktionan, die alles bisher Gesehene übertreffen werde. Er teilte mit, dassim Süden des Irak drei bis vier Ölquellen brennen.

Saddam wandte sich kurz nach Beginn des Krieges in einerFernsehansprache an die Iraker und erklärte den «Heiligen Krieg»gegen das «amerikanisch-zionistische Bündnis». Am Abend wurde er nocheinmal vor dem Revolutionären Kommandorat gezeigt. Die irakischeArmee feuerte als erste Antwort auf den Angriff vier Raketen mitkonventionellem Sprengköpfen auf den Norden Kuwaits, wo amerikanischeund britische Soldaten stationiert sind.

Kurz nach den ersten Luftangriffen der US-Streitkräfte erklärteUS-Präsident George W. Bush in einer vierminütigen Rede an dieAmerikaner: «Dies sind die ersten Stufen eines breit angelegten undkoordinierten Feldzugs.» Der Krieg gegen den Irak könne «länger undschwieriger sein, als einige voraussagen», und werde «keinhalbherziger Feldzug» sein. Russland und China verlangten eineumgehende Einstellung der militärischen Aktionen und sprachen voneinem Verstoß gegen internationales Recht. Der französische PräsidentJacques Chirac befürchtet «schwerwiegende Folgen» für die Zukunft.

Erster US-Angriff: Raketen auf Bagad (Grafik: dpa)
Erster US-Angriff: Raketen auf Bagad (Grafik: dpa)
dpa
Irakischer Gegenschlag (Grafik: dpa)
Irakischer Gegenschlag (Grafik: dpa)
dpa
Ungleiche Gegner - USA und Irak (Grafik: dpa)
Ungleiche Gegner - USA und Irak (Grafik: dpa)
dpa