Irak Irak: 1. Mai: USA wollen schnellstmöglich abziehen

Bagdad/Washington/dpa. - Bei seinem ersten Besuch in Bagdad seit dem Sturz von SaddamHussein versicherte Rumsfeld den Irakern: «Ich will es ganz deutlichsagen: Der Irak gehört Ihnen. Wir wollen hier nicht das Sagen haben.»Drei Wochen nach dem Truppeneinmarsch war Rumsfeld am Mittwoch alserster US-Regierungsvertreter in die irakische Hauptstadt gekommen.
Zuvor hatte er bei einem Zwischenstopp in Basra im Südirak denalliierten Soldaten für ihren Einsatz gedankt. Der Krieg habe dieMenschen im Irak befreit, sagte Rumsfeld. «Sie befinden sich nichtmehr unter der Knute eines bösen Regimes, und das ist eine guteSache.» In einer für das irakische Radio und Fernsehen aufgenommenenAnsprache versicherte er: «Wir bleiben nicht einen Tag länger alsnötig.»
Präsident Bush wollte in der Nacht zum Freitag (MESZ) auf dem ausdem Irak-Krieg heimkehrenden Flugzeugträger «Abraham Lincoln» vor derkalifornischen Küste offiziell das Ende der «größerenKampfhandlungen» verkünden. US-Oberbefehlshaber Tommy Franks habe denPräsidenten unterrichtet, dass «die bedeutenden Kampfhandlungen zuEnde sind», sagte Bushs Sprecher Ari Fleischer.
In der westirakischen Kleinstadt Falludscha wurden am Donnerstagnach Meldungen des von Washington eingerichteten arabischsprachigenRadiosenders in Bagdad sieben US-Soldaten verletzt. IrakischeAngreifer hätten zwei Handgranaten auf sie geworfen, berichtete derSender. Die Stammesführer in der Stadt hätten die Soldatenaufgefordert, das Stadtzentrum zu verlassen. Zuvor hatte es bereitsvereinzelte Proteste gegen die Anwesenheit der US-Soldaten gegeben.«Geht nach Hause, ihr seid Mörder», riefen Einwohner vor dem dortigenUS-Hauptquartier.
Amerikanische Soldaten hatten bei gewaltsamen Protesten in denvergangenen Tagen in Falludscha mehrere Iraker erschossen. Nachunbestätigten Angaben sollen dabei insgesamt 16 Menschen getötetworden sein. Nach Berichten des arabischen Fernsehsenders ElDschasira töteten US-Soldaten am Mittwoch mindestens drei Iraker, alsrund 7000 Menschen gegen die weitere Anwesenheit von US-Truppen inder Stadt protestierten. Die Kundgebung soll erstmals von Mitgliedernder radikalen Muslimbruderschaft angeführt worden sein.
Das US-Zentralkommando in Katar erklärte dazu, irakischeZivilisten hätten einen US-Konvoi beschossen und mit Steinenbeworfen. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert. Bereits in derNacht zum Dienstag hatten US-Soldaten nach unbestätigten Berichtenmindestens 13 Teilnehmer einer gewalttätigen Demonstrationerschossen. Die US-Armee und die Einwohner wiesen sich gegenseitigdie Schuld für die Eskalation der Gewalt zu.
Unterdessen bestätigte das US-Zentralkommando, dass sich derfrühere Gouverneur von Basra, Walid Hamit Taufik el Tikriti, in US-Gewahrsam befindet. Er habe sich nach Vermittlung durch denIrakischen Nationalkongress (INC) gestellt. Insgesamt sind nun 15führende Gefolgsleute des entmachteten irakischen Präsidenten SaddamHussein in US-Gewahrsam.
Der in London herausgegebenen arabischen Zeitung «Al Quds» istnach eigener Darstellung ein Brief Saddams zugespielt worden. In demhandschriftlichen Brief fordere dieser seine Landsleute zu einemVolksaufstand (Intifada) gegen die Besatzungstruppen auf, hieß es amMittwoch in der Internet-Ausgabe des Blattes. Die Zeitung habe eineKopie des Schriftstücks erhalten, das das Datum 28. April trage undunterschrieben sei.
US-Außenminister Colin Powell will eine Aufhebung der US-Sanktionen gegen den Irak, weil es nicht mehr zu den Unterstützer-Staaten des Terrorismus gehöre. Er habe Präsident Bush eineentsprechende Empfehlung zugeleitet, teilte das US-Außenministeriummit. Die USA wollen auch eine rasche Streichung der UN-Sanktionengegen Bagdad erreichen.
Powell traf am Donnerstag zu Gesprächen mit der spanischenRegierung, die zu den Kriegsalliierten gehört, über dieNachkriegsordnung im Irak und den Nahost-Konflikt in Madrid ein.Danach reist er nach Albanien, Syrien und Libanon weiter.
In der Wüste nahe der irakischen Stadt Kerbela entdeckten Angehörigeeiner lokalen Menschenrechtsorganisation am Donnerstag einMassengrab. Die Opfer waren nach einem ersten Augenscheinmöglicherweise lebendig begraben worden. Ihre Hände waren mit dickenKabeln gefesselt.
Die Gruppe aus Kerbela ist überzeugt, dass es sich bei den Totenum Schiiten aus Nadschaf oder Kerbela handelt, die während desAufstandes der Schiiten nach dem Golfkrieg von 1991 an diesenentlegenen Ort rund 20 Kilometer südlich von Kerbela gebracht wurden.In dieser Zeit waren nach Informationen internationalerMenschenrechtsgruppen Tausende von Schiiten festgenommen worden undverschwunden. Wie viele Leichen in dem Massengrab liegen, ist nochunklar.

