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Interview gegen Honorar: Landrätin Pauli in der Kritik

27.11.2007, 16:57

Fürth/dpa. - Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli gerät wegen des Honorars für ein Exklusivinterview zunehmend in die Kritik. «Das ist Scheckbuchjournalismus, den wir rundweg ablehnen», sagte der Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Hendrik Zörner, am Dienstag.

Die Politikerin bestätigte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa den exklusiven Verkauf der Information über ihren CSU-Austritt an die Zeitschrift «Vanity Fair». In der Politik sei ein solches Vorgehen zwar nicht üblich, in anderen gesellschaftlichen Bereichen aber schon. Die Verhandlungen über Einzelheiten habe sie allein ihrem Agenten überlassen. Die Austrittserklärung war am vergangenen Mittwoch in der CSU-Zentrale eingegangen.

Zur Höhe des gezahlten Honorars wollte Pauli keine Angaben machen. Sie habe diesen Weg aber keineswegs allein des Geldes wegen beschritten. «Mir wurde garantiert, dass nur eine autorisierte Version des Interviews in dem Magazin erscheint,» sagte sie. Bei breiter gestreuten Informationen habe sie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sehr unterschiedliche Versionen in den Blättern über sie erschienen. Das habe sie damit ausschließen wollen.

Pauli sagte, sie sei nun offen für andere Parteien. «Das kann sowohl die Gründung einer neuen Partei als auch die Mitarbeit in einer bestehenden bedeuten. Wichtig ist, dass ich meine politischen Vorstellungen umsetzen kann.» Auf die Frage, ob sie sich auch eine Mitgliedschaft bei den Grünen vorstellen könnte, sagte sie: «Zur Zeit ist alles offen.»

Auf ihrer Website begründete Pauli das bezahlte Interview so: «Viele Medien haben damit Millionenumsätze gemacht, meine politischen und privaten Handlungen und Meinungen darzustellen und zu kommentieren, mich "rauf" und dann wieder "runter" zu schreiben. Um meine politische Arbeit fortsetzen zu können, ist es legitim, von denjenigen, die von meinem Engagement profitieren, einen Teil zu verlangen.»

DJV-Sprecher Zörner nannte diese Argumentation «nicht nachvollziehbar». Pauli habe als Landrätin ein bezahltes Amt und sei nicht darauf angewiesen, zusätzlich Geld zu verdienen. Die Information von Journalisten gehöre zu den Aufgaben von Politikern - «aber nicht unseriös gegen Bezahlung».

Der Chef der Fürther Landkreis-SPD, Michael Bischoff, erklärte, der Vorgang beschädige nicht nur die persönliche Glaubwürdigkeit Paulis, sondern auch das Vertrauen der Bürger in die neutrale Wahrnehmung des Amts der Landrätin. Er monierte, dass Pauli im Zuge ihres CSU-Austritts mehrere Termine im Landkreis abgesagt habe. Es entstehe der Eindruck, dass die Landrätin nur noch Tätigkeiten wahrnehme, «die sich mit Ihren anderweitigen Ambitionen vereinbaren lassen».

Pauli hatte mit ihrer Kritik am früheren Ministerpräsidenten und CSU-Chef Edmund Stoiber maßgeblich zu dessen Rückzug von seinen Ämtern beigetragen. Auf dem Parteitag im September kandidierte sie selbst für den CSU-Parteivorsitz, erhielt aber nur wenige Stimmen.