1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Internet: Internet: Spiele-Anbieter nutzen oft Unwissenheit von Kindern

Internet Internet: Spiele-Anbieter nutzen oft Unwissenheit von Kindern

Von Sebastian Wolff 21.11.2012, 19:57

BERLIN/MZ. - Mit Tricks versuchen Firmen, den Kindern das Geld aus der Tasche zu ziehen. So sei als Quiz getarnte Werbung mit Fragen wie: "Wie alt wirst Du?", "Wirst Du heiraten?" oder gar "Wann stirbst Du?" weit verbreitet. Wer die Lösung haben wolle, werde nach einer Handynummer gefragt. An die Nummer werde dann eine kostenpflichtige SMS verschickt.

In einigen Fällen können solche Nachrichten sogar kostenpflichtige Abonnements für Internetspiele nach sich ziehen, wie bei bobmobile.de. Dort läuft das Abo so lange weiter, bis per SMS oder online gekündigt wird. Minderjährige benötigen zwar die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten. Doch auf Nachfrage eines besorgten Vaters räumt der Betreiber ein, dass sich das nur schwer kontrollieren lasse. Die Verantwortung trage der Erziehungsberechtigte. Schließlich habe der auch die Anschaffung des Handys bewilligt, von dem aus bestellt wurde, argumentiert der Anbieter.

"Es ist erschreckend, wie hemmungslos manche Anbieter die Unerfahrenheit von Kindern für Geschäfte ausnutzen", sagte VZBV-Vorstand Gerd Billen. Insgesamt 29 Unterlassungsverfahren gegen Spieleanbieter hat der VZBV angestrengt. 17 seien durch außergerichtliche Unterlassungserklärungen der Firmen erledigt worden. Die Betreiber hätten ihre Seiten entsprechend geändert. In acht Fällen hat der VZBV Klage erhoben.

Zudem hat der VZBV exemplarisch zwei Gerichtsverfahren eingeleitet, um klären zu lassen, ob Kinder für die Teilnahme an einem Gewinnspiel zur Angabe von Alter und Adresse verpflichtet werden können. "Kinder müssen vor unzulässigen Datenabfragen geschützt werden", fordert VZBV-Expertin Carola Elbrecht. "Unternehmer sollten bei Ihren Webseiten immer das besondere Schutzbedürfnis der Kinder im Blick haben", forderte VZBV-Vorstand Billen. Vor allem jüngere Kinder müssten den Umgang mit ihren eigenen Daten und den Schutz ihrer Privatsphäre erst erlernen. Hier seien Eltern und Pädagogen gefordert, die Medienkompetenz von Kindern und deren Urteilsvermögen in Bezug auf Werbung zu stärken.

Der Computerspieleverband G.A.M.E räumte ein, dass "bei eingebundenen Fremdinhalten die Kontrolle für den Anbieter oft schwierig" sei, so Geschäftsführerin Anika von Ribbeck. Es dürfe aber keine undifferenzierte Verurteilung von Anbietern erfolgen. Wie im realen Leben auch, müssten Kinder bei ihren ersten Schritten im Internet begleitet werden.