Internet-Piraterie Internet-Piraterie: Polizei ermittelt gegen die Käufer von Musik-Raubkopien

Mühlhausen/dpa. - In einem der bislang größten aufgedecktenFälle von Internet-Piraterie wird nun auch gegen Nutzer derRaubkopien ermitteln. Es müsse im Einzelfall geprüft werden, ob sievorsätzlich gegen das Urheberrecht verstoßen haben, sagte derLeitende Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Petri am Freitag inMühlhausen. Drei Südthüringer sowie ein Münchner Rechtsanwalt sollen45 000 Kunden im Internet illegal mit Raubkopien von Kinofilmen,Computerspielen, Anwendersoftware und Musikdateien versorgt haben.Die Kunden, die seit Juni 2003 Raubkopien von der Internetseiteheruntergeladen hätten, kämen zum Großteil aus Deutschland.
Die vier Beschuldigten im Alter von 19 bis 46 Jahren waren nachDurchsuchungen in Bayern, Hessen und Thüringen am Donnerstagfestgenommen worden. Gründer der Internetseite sind lautStaatsanwaltschaft zwei 20 und 30 Jahre alte Brüder aus Breitungen(Kreis Schmalkalden-Meiningen). Der 46 Jahre alte Rechtsanwalt solldie Finanzen der Firma verwaltet haben. Gegen alle drei wurden amFreitag Haftbefehle erlassen. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Ein19-Jähriger aus Brotterode (Kreis Schmalkalden-Meiningen), der denInternetdienst technisch betreut haben soll, wurde wieder auf freienFuß gesetzt.
Mit der Verhaftung der mutmaßlichen Internet-Kriminellen sei eingroßer Teil des Marktes für deutschsprachige Raubkopien trockengelegt worden, sagte die Juristin der Hamburger Gesellschaft zurVerfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), EvelynRuttke, dem Nachrichtensender MDR INFO. Bei deutschen Kinofilmen odersynchronisierten Streifen aus dem Ausland seien sie sicherlich dergrößte und aktuellste unter den illegalen Anbietern gewesen.
Der ermittelnde Staatsanwalt Thomas Köhler sprach von einemkriminellen Netzwerk, mit dem die Beschuldigten ihre Spur geschicktverschleiert hätten. Betrieben wurde die Internetseite über eineBriefkastenfirma auf den Jungferninseln. Für den illegalen Serviceseien Server in Braunschweig, Tschechien, Estland und Holland genutztworden. Der Schaden der Internet-Piraterie liegt den Angaben zufolgeim zweistelligen Millionenbereich.
Die Abnehmer mussten sich nur anmelden und ein so genanntesMitglieds-Abo kaufen. Mit einem Passwort hatten sie dann Zugriff aufdie Daten. Die Preise galten für bestimmte Datenmengen. Für rund 15Euro ließen sich beispielsweise zwei bis drei der etwa 150angebotenen Filme herunterladen. Das Quartett nahm nach Angaben derErmittler auf diese Weise knapp eine Million Euro ein. Laut demLandeskriminalamt (LKA) Thüringen wurden 250 000 Euro auf deutschenKonten beschlagnahmt. Woher die Raubkopien kamen, werde derzeit nochermittelt.
Zum Teil seien Filme bereits zwei Tage vor ihrerDeutschlandpremiere angeboten worden, sagte Bernd Kulbe von derGVU. Auch Computerspiele, die noch nicht auf dem Markt waren, konntenheruntergeladen werden. Das seien zusammen mit den geringen PreisenAnzeichen für Raubkopien. Die GVU hatte nach Hinweisen aus derBevölkerung im August 2003 mit einer Anzeige die Ermittlungen insRollen gebracht.