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Innerdeutsche Grenze Innerdeutsche Grenze: Hochrangige DDR-Militärs stehen in Berlin vor Gericht

14.09.2004, 08:26
Stacheldraht und ein Grenzturm am einstigen «Todesstreifen» sind Bestandteile des Museums zur Geschichte der deutschen Teilung in Mödlareuth an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Von 1966 bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 war das kleine Dorf durch eine 700 Meter lange Betonsperrmauer geteilt. Rund 100 Meter des Grenzbauwerkes sind heute noch im erhalten. (Foto: dpa)
Stacheldraht und ein Grenzturm am einstigen «Todesstreifen» sind Bestandteile des Museums zur Geschichte der deutschen Teilung in Mödlareuth an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Von 1966 bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 war das kleine Dorf durch eine 700 Meter lange Betonsperrmauer geteilt. Rund 100 Meter des Grenzbauwerkes sind heute noch im erhalten. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Knapp fünfzehn Jahre nach dem Mauerfall müssen sich vor dem Berliner Landgericht letztmals ranghohe DDR-Militärs fürden Tod von Flüchtlingen an der innerdeutschen Grenze verantworten. Den vier früheren Offizieren des Grenzkommandos Nord wird Beihilfe zum Totschlag vorgeworfen. Als Angehörige der Abteilung Pionierwesen sollen die Angeklagten für die Verminung der Grenze von der Ostsee bis zum Harz mitverantwortlich gewesen sein.

Ein früherer Oberst erklärte am Rande des Prozesses, «ich fühlemich nicht schuldig». Erst am nächsten Verhandlungstermin wollen die63 bis 71-jährigen Ruheständler im Prozess aussagen. Der selbst zusechseinhalb Jahren Haft verurteilte frühere Chef der DDR-Grenztruppen, Klaus-Dieter Baumgarten, der als Beobachter gekommenwar, sprach von «einer Schande, dass nach 15 Jahren noch ein solcherProzess geführt wird». Die Flüchtlinge hätten um die Gefahr gewusst.Baumgarten wurde nach Teilverbüßung seiner Strafe begnadigt.

Die 40. Große Strafkammer verhandelt das Schicksal von vier jungenFlüchtlingen, die in den 70er und 80er Jahren durch die Splitterminen«SM 70» getötet wurden. Ein 17-Jähriger und drei Männer im Alter von19 bis 28 Jahren starben. Ein 29-Jähriger überlebte und wurde inNiedersachsen geborgen.

Die Angeklagten hätten bewusst in Kauf genommen, dass Menschenstarben, sagte Oberstaatsanwalt Bernhard Jahntz. «Die SM 70 warengnadenlos tödlich, wenn man ihnen zu nahe kam.» Einige Fälle, beidenen Flüchtlinge zum Teil schwer verletzt wurden, sind vom Gerichtwegen Verjährung eingestellt worden. Das Verfahren gegen einenfünften Offizier wurde wegen Krankheit abgetrennt.