Im Falle des Grexit Im Falle des Grexit: Wie Griechenland den Ausstieg aus dem Euro bewältigen würde
München - Die Griechenland-Krise steuert auf ihr Finale zu. Das könnte einen Grexit und die Notwendigkeit bringen, im Land eine neue Währung einzuführen. Experten wie der Chef des Münchner Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn fordern bereits offen einen Rückkehr zur Drachme. Aber eine neue Währung kann nicht von heute auf morgen in Umlauf gebracht werden. "Ein Banknotenwert lässt sich im Idealfall in einem halben Jahr drucken", sagt die Sprecherin des Münchner Geldnotendruckers Giesecke & Devrient (G&D), Andrea Nitsche. Das gelte aber nur dann, falls Druckplatten und das im Fachjargon Substrat genannte Papier für den Notendruck bereits vorproduziert sind. Andernfalls dauere es ein bis eineinhalb Jahre, um eine Währung neu zu schaffen.
Denn Geldnotendruck ist keine einfache Sache und ein Geldschein wegen seiner vielen und teils geheimen Sicherheitsmerkmale ein modernes Hightech-Produkt. Das beginnt schon beim speziellen Baumwollpapier, auf dem gedruckt wird und in dessen Substrat Wasserzeichen oder Sicherheitsfäden eingearbeitet sind. Auch Design und Motivwahl sind aufwändig. "Banknoten sind auch Visitenkarten ihres Landes", weiß Nitsche. Ein wesentlicher Zeitfaktor für das Ausrollen einer neuen Währung ist zudem deren Stückelung. Für die Erstausstattung eines Landes wie Griechenland kalkulieren Experten einen Bedarf von 300 Millionen Scheinen.
Deren Produktion könnte die staatliche griechische Geldnotendruckerei der Bank of Greece übernehmen, die bislang das griechische Kontingent an Euro-Scheinen fertigt. 2014 waren das rund 94 Millionen Stück, die dann im gesamten Euro-Raum verteilt wurden. In Athen lagern dazu Druckplatten für Zehn-Euro-Scheine. Ohne Erlaubnis des EZB-Rat dürfen die Griechen aber keine Euro drucken. Der Druck einer Ersatzwährung wäre dagegen logistisch machbar, wenn auch nicht rasch. Schneller gehen könnte es nur, falls in einer Schublade der Bank of Greece bereits Notfallpläne für eine neue Währung schlummern. Das wissen aber selbst Branchenexperten nicht. Geldnotendrucker sind naturgemäß eine extrem verschwiegene Gemeinschaft.
IOU als Überbrückung
Eine Brücke auf dem Weg zu einer neuen Währung für Griechenland könnten Schuldscheine schlagen. Die werden im Fachjargon IOU genannt für das englische "I owe you" übersetzt "ich schulde dir". Eingesetzt wurden solche IOU beispielsweise 2009 vom US-Bundesstaat Kalifornien oder Argentinien 2011 als beide mit ihrer Pleite kämpfen mussten.
Für solche Schuldscheine könnte man die Sicherheitsarchitektur vereinfachen und sie damit schneller drucken als eine richtige Währung. Aber ein gewisses Maß an Fälschungssicherheit brauchen auch sie. IOU kann man auch in elektronischer Form schaffen. Das setzt aber eine moderne Infrastruktur voraus mit einem speziellen digitalen Schutzsystem, das auch erst aufgebaut werden müsste. Eine wirklich schnelle Lösungen bieten also weder Schuldscheine noch eine neue griechische Währung.