Hochwasser-Situation in Brandenburg Hochwasser-Situation in Brandenburg: Leichter Optimismus in Mühlberg

Mühlberg/dpa. - Bundesinnenminister Otto Schily und Brandenburgs MinisterpräsidentMatthias Platzeck (beide SPD) warnten bei einem Besuch vor Ort, dieGefahr sei keineswegs vorüber. Platzeck sagte: «Es ist ein Wettlaufmit der Zeit. Bevor der Pegel nicht um mindestens einen Metergesunken ist, kann von Entwarnung keine Rede sein.» Es gebe zur Zeitvermehrt Meldungen darüber, dass Deiche weich werden. Es seistündlich mit einer großen Gefahr zu rechnen. Schily kündigte an, eswerde zusätzliches schweres Gerät wie Hubschrauber und Einrichtungenzur Beleuchtung der Deiche für die Nacht herangeschafft.
Nachdem der Pegelstand in der Nacht zunächst um einen Zentimeterstieg, fiel er inzwischen auf 9,94 Meter; normal sind 2,40 Meter. DieExperten rechnen damit, dass das Wasser im Laufe des Tages mit einemZentimeter pro Stunde weiter zurückgeht. Bundeswehrsoldaten undFeuerwehr hatten bis zum Einbruch der Dunkelheit den Deich verstärkt.Insgesamt sind etwa 1000 Helfer im Einsatz. Die Erhöhungen desDeiches mit Sandsäcken sollen jetzt wieder abgebaut werden.
Stattdessen ist die Verstärkung des Deiches an kritischen Stellenvorgesehen. Ab einem Wasserstand von 9,50 Meter werde sich dieSituation ein wenig entspannen, sagte Richter. Erste Sicherheit gebees erst, wenn der Pegelstand noch unter diese Marke sinke. Frühestensam Abend könnten weitere Aussage getroffen werden.
Im nahe gelegenen Herzberg entspannte sich die Lage deutlich. DerDeich ist dort 3,90 Meter hoch, der Pegelstand der Schwarzen Elsterlag am frühen Morgen bei 2,43 Meter und soll weiter fallen. Zumbesonderen Schutz der Zuckerfabrik Brottewitz wurde ein künstlicherDamm errichtet.
In der Prignitz erreichte der Elbpegel bei Wittenberge amSonntagmorgen 5,10 Meter. Normal sind für diese Jahreszeit wenigerals drei Meter. Ein Teil der nahe am Ufer verlaufenden Straßezwischen Hinzdorf und Bälow wurde vorsorglich für den Verkehrgesperrt, wie eine Sprecherin des Landratsamts sagte. Bis Montagabendsoll außerdem der Ort Betz mit seinen weniger als 100 Einwohnernevakuiert werden. Rund 1100 Soldaten waren am Sonntag weiter damitbeschäftigt, ein 13 Kilometer langes Deichstück um einen halben Meterzu erhöhen.
In Lenzen und Lütkenwisch sind Besitzer von Kleintransporternaufgerufen, beim Heranschaffen von Sandsäcken zu helfen. Gemeinsammachten sich am Sonntagvormittag Brandenburgs Innenminister JörgSchönbohm (CDU) und Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) amPrignitzer Elbdeich ein Bild von der Lage. Schönbohm wollteanschließend in Wittenberge mit dem Landrat, Bürgermeister sowieAmtsdirektoren zusammentreffen.
Im Nordwesten des Landes wird die Flutwelle für kommenden Mittwocherwartet. Zur Entlastung wurde bereits in Wusterwitz (Potsdam-Mittelmark) eine Schleuse des Elbe-Havel-Kanals geöffnet. Dadurchkönne nun Wasser in die nahe liegenden Seen abfließen, erläuterteeine Sprecherin des Kreises Jerichower Land in Sachsen-Anhalt. Eswird auch erwogen, das Wehr am Zusammenfluss von Elbe und Havel beiQuitzöbel zu öffnen. Zur Vermessung des Hochwassergebietes solltennoch am Sonntag Tornados der Bundeswehr das Hochwassergebietüberfliegen.
In Wittenberge wurde währenddessen die Evakuierung desKrankenhauses vorbereitet. Am Montag soll das Stadtmuseum gesichertwerden. Hinweise und Anregungen sowie Hilfsangebote könnenBrandenburger Bürger über das Internet an den zentralen Krisenstab inPotsdam übermitteln. Die E-Mail-Adresse lautet:[email protected].
