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Hochschulen Hochschulen: Die Zeit für Langzeitstudenten läuft ab

06.12.2005, 14:54

Berlin/dpa. - Die Einführung von Gebühren fürLangzeit- und Zweitstudium unter anderem in Hessen und Nordrhein-Westfalen ist der Hauptgrund für einen Rückgang der Studentenzahlenin Deutschland auf heute unter zwei Millionen. Aber auch wenigerStudienanfänger gibt es. Das Ziel der großen Koalition, 40 Prozenteines Jahrgangs für ein Studium zu gewinnen, ist damit einStückchen weiter in die Ferne gerückt.

Union und SPD begründeten dieses neue, alte Ziel der Politik imKoalitionsvertrag mit ökonomischer Effizienz: «Deutschland brauchtmehr Hochqualifizierte, um den wirtschaftlichen Anforderungen derZukunft Rechnung zu tragen.» Doch im internationalen Vergleichliegt Deutschland hier im hinteren Bereich. 2005 sank die Quote derStudienanfänger leicht auf 36,7 Prozent, nachdem sie seit 2001 vondamals 32 Prozent angestiegen war. Dies teilte der Präsident desStatistischen Bundesamts, Johann Hahlen, am Dienstag in Berlin mit.Der OECD-Durchschnitt beträgt 53 Prozent. Mit Quoten um 80 Prozentzählen Island, Neuseeland und Schweden zu den Spitzenreitern.Leicht unter dem deutschen Niveau liegen Österreich, Belgien undTschechien.

Die Zahl der Ersteinschreibungen sank 2005 um 2 Prozent auf351 900. Damit setzte sich der 2004 begonnene Rückgang weiter fort.Hahlen war bemüht, dem Eindruck einer dramatischen Entwicklungentgegenzuwirken - war die Zahl der Studienanfänger doch zuvor seit1994 um 35 Prozent angestiegen.

Die Studierendenzahlen insgesamt stiegen seit einem Tiefpunkt1999 auf über zwei Millionen 2003. Dann führten unter anderemHessen und Nordrhein-Westfalen Gebühren von mehreren hundert Europro Semester für Langzeit- und Zweitstudenten ein. Prompt rutschtedie Zahl der Studentenzahl mit 15 und mehr Semestern um rund einDrittel und die Studentenzahl im Wintersemester 2004/2005 insgesamtum 3 Prozent auf 1,96 Millionen. Im laufenden Wintersemester stiegdie Zahl wieder leicht auf 1,98 Millionen.

Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren reagierte umgehend:«Studiengebühren schrecken vom Studium ab, das ist wieder einmalbestätigt worden», sagte Geschäftsführer Jochen Dahm. Das Bündnis,dem unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)und Jugend- und Hochschulorganisationen angehören, nahm die Zahlenzum Anlass, gegen die schon eingeführten oder noch geplantenGebühren auch zum Studienbeginn zu warnen. Dies werde vieleStudenten abschrecken.

«Ich bin Statistiker und werde zu solchen Dingen nichts sagen»,sagte Hahlen hierzu nur. Die zuletzt von den Landeskultusministernausgedrückte Erwartung eines deutlichen Anstiegs derStudierendenzahl in den kommenden Jahren wollten die StatistikerHahlen jedenfalls nicht deckungsgleich übernehmen.

Deutlich wiesen die Statistiker hingegen auf andere interessanteFacetten hin: So liegt der Frauenanteil bei den Studierenden zwarbei knapp der Hälfte, aber nur 39 Prozent der Promotionen entfallenauf Frauen. Die Ingenieurstudiengänge holten nach einem Tief wiederauf. Und der Ausländeranteil erhöhte sich in den vergangenen zehnJahren von 8 auf 13 Prozent. Chinesen sind mit 26 000 übrigens diegrößte Gruppe.