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Hintergrund Hintergrund: Zielfahnder finden Flüchtige im Ausland

Von Jürgen Balthasar 14.07.2004, 17:45

Augsburg/dpa. - Es klingt so einfach: mit einer Menge Geldirgendwo in fernen Ländern untertauchen. Doch immer wieder scheitertTatverdächtige oder überführte Kriminelle damit. Wie jetzt beiLudwig-Holger Pfahls klickten auch bei Reemtsma-Entführer ThomasDrach, dem gescheiterten Baulöwen und Milliardenbetrüger JürgenSchneider sowie dem betrügerischen Finanzjongleur Jürgen Harksenletztlich doch die Handschellen. Meistens werden die Gesuchten vonhartnäckigen Zielfahndern der deutschen Polizei aufgespürt.

Zwei Jahre nach der spektakulären Entführung des HamburgerMultimillionärs Jan Philipp Reemtsma wurde Drach, der Kopf derKidnapper, 1998 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Airesgefasst. Ebenfalls Zielfahnder des Bundeskriminalamtes machten denBau-Betrüger Schneider in Miami ausfindig. Nicht besser erging esWolfgang Ullrich als ehemaligem Chef des Deutschen Tierhilfswerks,der mit zwei Komplizen umgerechnet rund 30 Millionen Euro aus Spendenund Mitgliedsbeiträgen auf eigene Konten umgeleitet hatte. Ihnstöberten die Ermittler im thailändischen Badeort Pattaya auf undmachten seinem Luxusleben ein Ende.

Der Hamburger Millionenbetrüger Harksen («König der Hochstapler»)hatte sich 1993 nach Südafrika abgesetzt. Obwohl er alle juristischenRegister ziehen ließ, wurde neun Jahre später auch er nachDeutschland ausgeliefert. Auch der Kursbetrüger und Internet-Unternehmer Kim Schmitz wurde in Bangkok aufgespürt und wenig spätervon Thailand an die Münchner Justiz überstellt. Der Ex-Polizist undGeldtransportfahrer Manfred Küppers («Millionen-Manni») ausMönchengladbach, der sich mit umgerechnet 1,8 Millionen Euroabgesetzt hatte, wurde in Brasilien ausfindig gemacht.

Zunächst gleicht die Suche der Zielfahnder des Bundeskriminalamtesund der Landeskriminalämter immer erst der sprichwörtlichen Suchenach der Nadel im Heuhaufen. Doch mit Persönlichkeitsprofilen, beidenen die Vorlieben der Gesuchten eine wichtige Rolle spielen, undHinweisen aus der internationalen Polizei-Kooperation versuchen dieFahnder dann ihr Zielgebiet einzuengen. Die Fahndungsgruppen, beidenen bis zu 20 Beamte auf einzelne Gesuchte angesetzt werden,versuchen sich in diese hineinzudenken. Die Zielfahnder reisen zumTeil um die ganze Welt, um Spuren und Hinweisen nachzugehen.

Oft werden den Gesuchten eigene Fehler und vor allem ihr Wunschnach einem ausschweifenden Leben zum Verhängnis. Denn wer Millionenin der Hinterhand hat, will nicht dauerhaft unauffällig wie einLandarbeiter in einer kleinen Hütte wohnen. So schauen dieZielfahnder besonders auf Plätze, wo sich der Geldadel trifft. Es warkein Zufall, dass etwa Schmitz in einem Luxushotel in Bangkokgefunden wurde und «Millionen-Manni» Küppers in einer brasilianischenVilla in Strandnähe gefasst wurde. Und bei Drach war den Fahndern zuHilfe gekommen, dass er eine Villa im Nobel-Badeort Punta del Este inUruguay und einen Luxuswagen gekauft hatte.