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Hintergrund Hintergrund: Russlands Nordkaukasus ist ein Pulverfass

31.07.2001, 13:06

Moskau/dpa. - Nirgendwo in Russland leben so viele verschiedeneVölker zusammen wie im Norden des Kaukasus'. Der Krieg russischerTruppen gegen die abtrünnige Republik Tschetschenien hat die Region,die vor 200 Jahren erstmals vom Zarenreich erobert wurde, erneut zueinem Pulverfass gemacht.

Das ethnische Geflecht aus rund vier Millionen Menschen wird auchals «Bienenkorb der Völker» oder «Berg der Sprachen» bezeichnet. Zuden nordkaukasischen Völkern in Russland gehören Kabardiner,Balkaren, Adygejer, Karatschaier, Tscherkessen, Tschetschenen,Inguscheten, Nordosseten, Dagestaner. Vor allem in Dagestan gibt esweitere kleine Völkerschaften, die oft nur einige tausend Menschenzählen, aber eigene Sprachen haben. Die meisten Kaukasier sindMoslems.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 brachen die jahrzehntelangunterdrückten Konflikte zwischen Russen und Kaukasiern, aber auchinnerhalb der Völkerschaften, wieder aus. Der sowjetische DiktatorJosef Stalin hatte die Grenzen gezielt quer durch dieSiedlungsgebiete der Völker gezogen und verwandte Volksgruppengetrennt. Wegen Territorialstreitigkeiten geriet der Kaukasus zuBeginn der 90er Jahre in Brand.

Streit gibt es beispielsweise zwischen Inguschetien und Nord-Ossetien. Inguschetien trägt seit Jahren die Hauptlast derFlüchtlinge aus Tschetschenien. Karatschaier und Tscherkessen strebeneine Trennung der Teilrepublik an, in der sie zusammengespannt sind.Terrorakte erschüttern die südrussische Region Stawropol, die mitihren Bergen und Heilquellen ein Hauptferiengebiet Russlands seinkönnte.