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Hintergrund Hintergrund: Gaisburger Marsch

04.07.2004, 13:03

Berlin/dpa. - Was Kanzler Gerhard Schröder die Currywurst oderAmtsvorgänger Helmut Kohl der Saumagen ist Bundespräsident HorstKöhler der Gaisburger Marsch. Das Leibgericht des neuenStaatsoberhauptes ist Hauptspeise bei der «Tafel der Demokratie» vordem Brandenburger Tor in Berlin.

Der Eintopf Gaisburger Marsch gilt als «Nationalgericht» derSchwaben. Zu den Zutaten zählen Rinderbrust, auch Tafelspitz genannt,Kartoffelwürfel, Sellerie, Karotten, Lauch und Spätzle und einekräftige Rinderbrühe.

Namensgeber des Gerichts ist der heutige Stuttgarter StadtteilGaisburg. Einer Legende nach wurden die Männer des einstigenBauerndorfes im Krieg gefangen genommen. Die Frauen durften ihnenEssen bringen - erlaubt war eine Schüssel pro Mann. Die Frauenkochten kräftigen Eintopf und versorgten damit ihre Männer.

Nach einer anderen Erzählung prägten Stuttgarter Offiziersanwärterden Namen im Ersten Weltkrieg. Sie durften außerhalb der Kaserneessen. Ihre Lieblingswirtschaft war die «Bäckerschmiede» in Gaisburg- und deren Spezialität die gehaltvolle Suppe.

Ein Kirchenbucheintrag weist ins Jahr 1871. Hausfrauen setzten zurarbeitsreichen Erntesaison schnell einen Topf mit Fleisch auf undgaben Kartoffelschnitze und Spätzle dazu. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurden heimkehrende Soldaten damit bewirtet.Ihren Dank verewigten sie im Kirchenbuch: «Dieses heimischeNationalgericht soll von jetzt an Gaisburger Marsch heißen.»