Hintergrund Hintergrund: Frau Bundeskanzler oder Frau Bundeskanzlerin?
Berlin/dpa. - Der emeritierte Bonner Germanistikprofessor WernerBesch meint, der Sprachgebrauch werde entscheiden, welche Form sichdurchsetzt. «Es steht noch unentschieden», glaubt der Autor desBuches «Duzen, Siezen, Titulieren». Besch verweist darauf, dass esmanchmal auch «Frau Professor» heißt.
Im Bundesinnenministerium geht man unterdessen davon aus, dasssich Merkel - wie alle anderen weiblichen Regierungsmitglieder - fürdie weibliche Form entscheiden wird. Im Ratgeber des ProtokollsInland der Bundesregierung vom Oktober 2004 wird als Anrede «FrauBundeskanzlerin» empfohlen, eine offizielle Regel ist das aber nicht.Auch im Bundespräsidialamt gibt es bei dieser Kanzlerfrage keinebindende Festlegung. Wie sich dies einspielen werde, hänge auch vonden Medien ab, hieß es dort nach der Nachricht, dass Angela MerkelRegierungschefin wird.
Die Höflichkeit gebietet es, die weibliche Form zu nehmen, betontStilexpertin Inge Wolff vom Arbeitskreis Umgangsformen International(Bielefeld). Das sei völlig normal und eigentlich gar keine Frage.«Es werden seit Jahren die Amts- und Funktionstitel in die weiblicheForm gesetzt.» Die korrekte Anrede in einem Brief an die künftigeChefin des Kanzleramts lautet dann auch: «Sehr geehrte FrauBundeskanzlerin». In der Anschrift sollte Merkels Doktortitel nichtverschwiegen werden.
Völlig «verstaubt und überholt» findet Wolff die Bezeichnung«Gatte/Gattin» wie sie in den Medien noch häufig bei der«Kanzlergattin» auftaucht. Merkels Ehemann Joachim Sauer soll alsokünftig auf keinen Fall «Kanzlerinnengatte» heißen. Am«Damenprogramm» bei Staatsbesuchen wird er auch nicht teilnehmen,sondern wenn, dann am «Partnerprogramm» oder «Sonderprogramm», wie esdas moderne Protokoll formuliert.