Hintergrund Hintergrund: Entführungen im Irak
Hamburg/dpa. - Dutzende Geiseln wurde ermordet, andere kamen frei -vermutlich nach Zahlung von Lösegeld, was aber offiziell stetsbestritten wird. Unter den Entführten waren viele Journalisten,humanitäre Helfer und Beschäftigte von Firmen, die für diealliierten Truppen arbeiten. Die Täter gehören Kriminellen- oderExtremistengruppen an, darunter der von Abu Mussab al-Sarkawi, dereinige Geiseln eigenhändig enthauptet haben soll.
Einige der Entführungsfälle, die für Schlagzeilen sorgen:
29. November 2005: Das Auswärtige Amt bestätigt einen Bericht derARD-«Tagesschau», wonach eine Frau aus Deutschland im Irak vermisstwird. Nach ARD-Angaben wurde die Frau bereits am vergangenen Freitagzusammen mit ihrem Fahrer von Unbekannten verschleppt. Einentsprechendes Video der Entführer sei dem ARD-Büro in Bagdadübergeben worden. Darin forderten die Geiselnehmer dieBundesregierung auf, die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierungeinzustellen. Ansonsten würden die Geiseln getötet.
26. November 2005: Vier westliche Helfer, darunter ein Brite,zwei Kanadier und ein Amerikaner, wurden in Bagdad entführt. Bislangwurden nur wenige Einzelheiten über die Geiselnahme bekannt. Alsrelativ sicher gilt, dass sich die vier Helfer am Samstag in einerals gefährlich geltenden Gegend von Bagdad aufhielten und dort vonEntführern überwältigt wurden, berichtete eine BBC-Korrespondentinaus der irakischen Hauptstadt. BBC sprach von einer der größtenGruppen westlicher Bürger, die seit Beginn des Irak-Konfliktsentführt wurden.
11. Juni 2005: Die französische Journalistin Florence Aubenas(44) und ihr irakischer Fahrer kommen nach mehr als fünf Monatenfrei. Angaben der Journalistenorganisation «Reporter ohne Grenzen»über angebliche Lösegeldforderungen in Höhe von 15 Millionen Dollarwerden nach Intervention des Außenministeriums in Pariszurückgezogen.
22. Mai 2005: Drei rumänische Journalisten und ihr syrisch-amerikanischer Begleiter sind nach knapp zweimonatiger Geiselhaftfrei. Die Entführer hatten vergeblich den Rückzug der rumänischenTruppen aus dem Irak gefordert.
2. Mai 2005: Der entführte Australier Douglas Wood (63), der alsIngenieur im Irak gearbeitet hatte, fleht in einem Video um seinLeben. Seine Entführer verlangten den Abzug der australischen,britischen und US-Truppen aus dem Irak. Sein Schicksal ist unklar.
13. April 2005: Der US-amerikanische Geschäftsmann Jeffrey Akebittet zwei Tage nach seiner Entführung in einem vom arabischenSender Al-Dschasira ausgestrahlten Video seine Regierung um einenTruppenabzug. Außenministerin Condoleezza Rice erklärt, die USAverhandelten nicht mit Terroristen.
4. März 2005: Die einen Monat zuvor entführte italienischeJournalistin Giuliana Sgrena (56) ist wieder frei. Auf dem Weg zumBagdader Flughafen kommt ihr Fahrzeug unter US-Beschuss, wobei deritalienische Geheimagent Nicola Calipari (52) getötet wird.
21. Dezember 2004: Nach vier Monaten Geiselhaft kommen die beidenfranzösischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunotfrei. Für die beiden Reporter sei ein Lösegeld «weder verlangt nochgezahlt worden», sagte Regierungschef Jean-Pierre Raffarin.
16. November 2004: Ein Video über die Erschießung der BritinMargaret Hassan wird bekannt. Die 59 Jahre alte Leiterin derHilfsorganisation Care im Irak war am 19. Oktober entführt worden.
7. Oktober 2004: Nach drei Wochen Geiselhaft wird der britischeIngenieur Kenneth Bigley (62) von seinen Entführern vor laufenderKamera mit einem Messer enthauptet. Bigley war am 16. Septemberzusammen mit zwei US-Bürgern in Bagdad verschleppt worden. Diebeiden Amerikaner wurden innerhalb von 48 Stunden vor laufenderKamera enthauptet. Dazu bekannte sich die Terrororganisation Al-Sarkawis.
28. September 2004: Zwei am 7. September verschleppteMitarbeiterinnen der Hilfsorganisation «Eine Brücke für..», dieItalienerinnen Simona Pari und Simona Torretta, kommen frei.Berichte über Lösegeldzahlungen weist das Außenministerium in Romzurück.
11. Mai 2004: Auf der Internetseite einer islamistischenTerrorgruppe wird ein Video von der Enthauptung des 26 Jahre altenUS-Geschäftsmanns Nicholas Berg im Irak veröffentlicht.
14. April 2004: Als erste westliche Geisel im Irak wird derItaliener Fabrizio Quattrocchi (36), der für einen privatenSicherheitsdienst arbeitete, von einer islamistischen Terrorgruppevor laufender Kamera erschossen.