Hintergrund Hintergrund: Die Gebirgsjäger der Bundeswehr - Elitetruppe aus Bayern
Mittenwald/dpa. - Kein Zweifel: DieGebirgsjäger mit dem Edelweiß im Verbandsabzeichen sind eine derbeliebtesten Einheiten der Bundeswehr und Vorzeigetruppe in Bayern.Dass nun ausgerechnet Angehörige dieser militärischen Elite aus einerKaserne im oberbayerischen Mittenwald für eine Totenschändung inAfghanistan verantwortlich sein sollen, sorgt nicht nur bei derBundeswehr für Entsetzen.
Die aus mehreren Bataillonen bestehende Gebirgsjäger-Brigade 23mit Einheiten an verschiedenen Standorten in Süddeutschland hat ihrenSitz im oberbayerischen Bad Reichenhall. Wer zu den heute noch rund6500 Gebirgsjägern will, muss körperlich topfit sein und sich auchauf Skiern sicher bewegen können. Als einzige Einheit des Heeres istdie Brigade sowohl unter allen klimatischen Bedingungen als auch imHochgebirge einsetzbar. Auf dem Lehrplan der Soldaten steht denn auchGefechts- und Kletterausbildung im Hochgebirge. Prominente wie derCSU-Vorsitzende Edmund Stoiber oder Rodel-Olympiasieger Georg(«Schorsch») Hackl rühmen sich ihrer Gebirgsjäger-Vergangenheit.
Eine Spezialität, die es nur bei den Gebirgsjägern gibt, sind ihre«Mulis», eine Kreuzung aus Pferd und Esel. Die Vierbeiner werdeneingesetzt, wenn im unwegsamen Gelände andere Transportmittelversagen. Auch Norddeutsche reißen sich regelrecht um eine Verwendungbei den Gebirgsjägern.
In der Bundeswehr und der NATO weiß man die Vorzüge derspezialisierten Hochgebirgstruppe durchaus zu schätzen. So tunGebirgsjäger nicht nur in Afghanistan Dienst. Auch bei anderenAuslandseinsätzen der vergangenen Jahre waren sie ganz vorne mitdabei, etwa in Kambodscha, für die UN in Somalia sowie im Rahmen derIFOR- und SFOR-Einsätze in Ex-Jugoslawien. Zur Aufgabe der Truppegehört aber auch die Rettung aus Bergnot. Und die Edelweiß-Spezialisten leisten bei Hochwasser, Erdbeben, Bränden undKatastrophen in vielen Ländern seit Jahrzehnten wertvolle Hilfe.
Zu einem Skandal kam es 1996, als Soldaten des Gebirgsjäger-Bataillons aus dem sächsischen Schneeberg Horrorvideos drehten. Dasdunkle Kapitel in der Geschichte der Edelweiß-Soldaten ist der ZweiteWeltkrieg, als die Elitetruppe wie andere Einheiten der Wehrmacht vonden Nationalsozialisten befehligt wurden. So werden Gebirgsjäger vorallem für die Erschießung von mehr als 4000 italienischen Soldaten,die sich bereits ergeben hatten, im Jahr 1943 auf der griechischenInsel Kephallonia verantwortlich gemacht. Das jährliche MittenwalderPfingst-Treffen des Kameradenkreises der Gebirgsjäger wird denn auchjedes Mal von Protesten begleitet.
Im Bundestagswahlkampf 2002 besuchte CDU-Chefin Angela Merkel dieGebirgsjäger. Die heutige Bundeskanzlerin setzte sich damalsmedienwirksam in einen «Fuchs»-Panzer und ließ sich von den Soldatenderen Ausbildungsstand vorführen, etwa das schulmäßige Abseilen miteinem Brustgurt. Mit Erfolg versuchte sich Merkel an einemSpezialknoten und fragte die Soldaten: «Wie viele Knoten müssen Siedenn beherrschen?». Damals konnte sie nicht ahnen, dass einigeMitglieder der von ihr besuchte Elitetruppe im fernen Afghanistaneinmal derart negative Schlagzeilen liefern würden.