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Hermann Scheer Hermann Scheer: SPD-Querdenker und «Solar-Papst»

15.10.2010, 07:03

Stuttgart/Berlin/dpa. - Das hielt ihn aber von keiner seinerwortgewaltigen Parteitagsreden ab. Bereits in den 80er Jahren, alsAlternativen zur Atomkraft noch belächelt wurden, setzte sich derBundestagsabgeordnete vor allem für Sonnenenergie ein.

Dies brachte dem häufig als «Solar-Papst» bezeichneten Querdenkerviele Auszeichnungen ein. Die wohl wichtigste war der AlternativeNobelpreis, den er 1999 erhielt. Am Donnerstag starb der profilierteSPD-Umweltpolitiker aus Waiblingen bei Stuttgart im Alter von 66Jahren.

Der 1944 im hessischen Taunusort Wehrheim geborene Scheer nahmnicht nur beim Thema alternative Energien kein Blatt vor den Mund.Seit 1985 saß er im Bundestag und fiel dort wegen zahlreicherabweichender Positionen etwa zur Sicherheits- und Asylpolitik auf.Dennoch war seine Nominierung auf der Landesliste der SPD Baden-Württemberg nie in Gefahr. In Hessen war er 2008 im Schattenkabinettder früheren SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti alsWirtschaftsminister vorgesehen.

Im SPD-Vorstand brachte Scheer Ende der 90er Jahre mit Äußerungen,das NATO-Vorgehen im Kosovo sei ein «Kriegsverbrechen», den damaligenBundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen sich auf. Dieser meinteseinerzeit sogar, Scheer gehöre aus der Partei geworfen.

Seit 1965 war der frühere Fünfkämpfer Mitglied der SPD. Er mischtein der Studentenbewegung mit und spielte danach bei den Jusos eineführende Rolle. Seit zwei Jahrzehnten war der Wirtschafts- undSozialwissenschaftler Präsident von Eurosolar, der EuropäischenVereinigung für erneuerbare Energien. Seit 2001 gehörte Scheer dem imWeltrat für erneuerbare Energien an.