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Hartz IV trotz Vollzeitjob: Immer mehr "Aufstocker"

04.12.2008, 11:28

Nürnberg/dpa. - Immer mehr Menschen können von ihrem Lohn allein nicht leben und sind zusätzlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Allein von Januar bis Ende Juli 2008 sei die Zahl der sogenannten Aufstocker um 64 736 auf 1,352 Millionen gestiegen.

Das geht aus einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Über das im Internet veröffentlichte Zahlenwerk hatte zunächst die «Süddeutschen Zeitung» berichtet.

Problematisch sei die Entwicklung hauptsächlich in der Gruppe jener, die mehr als 800 Euro verdienten, sagte eine BA-Sprecherin. Als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gingen sie in der Regel einem Vollzeitjob nach. Von Ende Januar bis Ende Juli 2008 sei ihre Zahl um 14 870 auf 384 476 gestiegen. In der Gruppe der Beschäftigten, die zwischen 400 und 800 Euro verdienten, wuchs die Zahl der Aufstocker in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 11 867 auf 243 550.

Vor Fehlschlüssen warnte die Bundesagentur unterdessen bei Zahlen über Aufstocker, die weniger als 400 Euro verdienten. Diese besserten in der Regel ihren Lohn nicht mit Arbeitslosengeld-II auf, sondern die staatliche Grundsicherung mit dem Einkommen aus einem 400-Euro- Job. Auch nutzten viele solche Jobs, um sich eine Brücke zum regulären Arbeitsmarkt zu bauen. Diese Gruppe machte mit 724 504 Menschen Ende Juli mehr als die Hälfte aller Aufstocker aus.

Nach Erkenntnissen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beziehen die meisten Aufstocker ohnehin nur vorübergehend Arbeitslosengeld II. So seien etwa im Jahr 2005 lediglich 325 000 der damals 1,3 Millionen erwerbstätigen Hilfebedürftigen ganzjährig auf finanzielle Leistungen der Jobcenter angewiesen gewesen. Vor allem von den Vollzeitzeitbeschäftigten habe nur ein kleiner Teil ergänzendes Arbeitslosengeld II bezogen, hatten die Arbeitsmarktforscher in einer Studie vom November 2007 betont. Meist seien Familien betroffen. Höhere Wohngeld- und Kindergeldzahlungen könnten verhindern, dass diese auf Arbeitslosengeld II angewiesen seien.

Gering ausgeprägt ist bei den Aufstockern das sonst auf dem Arbeitsmarkt übliche Ost-West-Gefälle. Hatte Ende Juli die Zahl der Aufstocker mit mehr als 800 Euro im Monat im Westen bei 6,5 Prozent gelegen, so lag dieser Anteil im Osten bei 8,6 Prozent. Am höchsten ist der Anteil der BA-Statistik zufolge in Sachsen mit 9,6 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (9,4 Prozent) und Brandenburg (9,2 Prozent). Den geringsten Aufstocker-Anteil gibt es der Bundesagentur zufolge in Nordrhein-Westfalen mit 5,4 Prozent und dem Saarland mit 5,8 Prozent.