«Hansa Stavanger» freigegeben
Nairobi/Berlin/Brüssel/dpa. - Ein viermonatiges Geiseldrama ist am Montag vor der somalischen Küste zu Ende gegangen: Somalische Piraten gaben das deutsche Containerschiff «Hansa Stavanger» wieder frei.
Das gab die Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg am Montagabend in einer ersten schriftlichen Stellungnahme bekannt und bestätigte damit Angaben der Kommandozentrale der EU-Operation Atalanta. Piraten hätten das Schiff und seine Besatzung vor der Küste Somalias freigelassen. Die «Hansa Stavanger» befinde sich nun auf der Fahrt nach Mombasa in Kenia, wo sie voraussichtlich am Donnerstag, eintreffen werde.
Bei der Ankunft im Hafen von Mombasa werde ein Team der Reederei die Seeleute empfangen und sich um deren Versorgung und Betreuung kümmern. Danach sollten sie so schnell wie möglich in ihre Heimatländer zurückgeflogen werden, sagte der Geschäftsführer der Reederei, Frank Leonhardt. «Ich habe mich in einem Telefongespräch davon überzeugen können, dass es den Besatzungsmitgliedern den Umständen entsprechend gut geht», sagte Leonhardt weiter.
Zuvor hatte ein Sprecher der Piraten der Deutschen Presse-Agentur dpa in Nairobi die Übergabe eines Lösegeldes bestätigt. «Wir haben 2,7 Millionen Dollar (2,1 Millionen Euro) vom Eigentümer erhalten», sagte Muse Guled in einem Telefongespräch aus der Küstenstadt Haradhere.
Nach EU-Angaben verließ das Schiff am Montagabend (Ortszeit) seinen Ankerplatz bei Haradhere und fuhr mitsamt seiner Besatzung zunächst Richtung Norden. Dann sollte es Kurs auf den kenianischen Hafen Mombasa nehmen. Die «Hansa Stavanger» werde von Kriegsschiffen aus EU-Staaten begleitet.
Die Bundesregierung reagierte mit großer Erleichterung auf die Freilassung. Den Besatzungsmitgliedern gehe es den Umständen entsprechend gut. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hoffe, «dass die freigelassenen Besatzungsmitglieder und ihre Angehörigen sich von den Strapazen und seelischen Belastungen der letzten Wochen möglichst schnell erholen», erklärte am Montagabend eine Regierungssprecherin in Berlin auf Anfrage. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: «Ich freue mich mit den Freigelassenen und ihren Angehörigen und wünsche Ihnen Kraft, gemeinsam die Strapazen zu verarbeiten.»
Das Lösegeld war nach Angaben von «Spiegel Online» am Vormittag von einem kleinen Flugzeug über dem Frachter abgeworfen worden. Die Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg gab zunächst keine Stellungnahme zu der Freilassung ab.
Das Containerschiff war am 4. April rund 400 Seemeilen vor der Küste zwischen Kenia und den Seychellen entführt worden. Zu der 24- köpfigen Besatzung der «Hansa Stavanger» gehören auch fünf Deutsche, darunter zwei 19-jährige Auszubildende, ein nautischer Offizier und der Kapitän.
Die Freigabe des Schiffes war bereits Ende vergangener Woche erwartet worden. Angeblich versuchten die Piraten dann noch einmal, das Lösegeld in die Höhe zu treiben. Am Montag wurde dann doch die ursprünglich vereinbarte Summe akzeptiert.
Am Wochenende hatte sich Reeder Frank Leonhardt erstmals über die Zustände an Bord der «Hansa Stavanger» geäußert. «Alle Besatzungsmitglieder an Bord sind in physisch guter Verfassung», sagte Leonhardt der «Bild am Sonntag». Er räumte allerdings ein, dass es in psychischer Hinsicht anders sei. «Selbstverständlich ist die seelische Belastung für die Seeleute wie auch für ihre Angehörigen erheblich.»
Der Verband deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere sowie die Ehefrau des Kapitäns hatten die Reederei kritisiert. Die Situation an Bord sei sehr ernst, es herrsche Wassermangel, Besatzungsmitglieder seien erkrankt. Dies sei aus Telefongesprächen und E-Mails mit den Angehörigen hervorgegangen, die die Entführten unter Aufsicht der Piraten verfasst hätten.
Die EU-Operation hatte zuvor bereits die Freilassung eines indonesischen Schiffs bekannt gegeben. Die «Masindra Seven» mit elf indonesischen Besatzungsmitgliedern war im vergangenen Dezember gekapert worden.