Hamburg Hamburg: Konnte der unbekannte Täter nach der Explosion fliehen?
Hamburg/dpa. - Bei einer Handgranatenexplosion während eines Konzertes des türkisch-kurdischen Sängers Ibrahim Tatlises sind in der Hamburger Universität zwei Wachleute verletzt worden. Der Sprengsatz detonierte nach Polizeiangaben am Sonntagabend an der Rückseite des Konzertsaals und verletzte einen 24-jährigen Wachmann am Bein, ein 26 Jahre alter Kollege erlitt ein Knall-Trauma. Nach Aussage einer Zeugin soll ein dritter Verletzter, möglicherweise der Täter, das Gelände nach der Explosion blutend verlassen haben. Die Polizei hat allerdings keine entsprechenden Erkenntnisse. Die Blutspuren am Tatort stammten von einem Wachmann, sagte ein Polizeisprecher.
Die Staatsschutzabteilung im Hamburger Landeskriminalamt (LKA) ermittelt in alle Richtungen, hieß es. Ob der Täter aus politischen Motiven einen Anschlag verübt habe, sei noch unklar. Ein Bekennerschreiben wurde nicht gefunden. Auch die beiden verletzten Männer des Sicherheitsdienstes konnten keine Hinweise geben. Nach der Explosion wurde der Manager des Sängers bedroht. Ein Polizeisprecher sagte ohne nähere Angaben zu machen, eine entsprechende Nachricht sei auf dem Handys des Mannes eingegangen. Das Mobiltelefon wurde sichergestellt.
Nach Polizeiangaben warf ein Täter gegen 20.30 Uhr die Handgranate in einen Kellereingang neben dem Konzertsaal auf der Rückseite des Baus. Das Gebäude wurde nicht beschädigt. Im dem Saal hatten etwa 1500 Menschen dem Konzert des in der Türkei bekannten Sängers Ibrahim Tatlises zugehört. Möglicherweise hätten die Besucher die Detonation gar nicht gehört, sagte ein Beamter. Die Veranstaltung sei nicht unterbrochen worden. Erst als die Gäste den Saal verlassen hatten und nur noch Techniker und Reinigungskräfte vor Ort waren, sei das Gebäude nach weiteren Sprengsätzen durchsucht worden.
Der Entertainer Tatlises, genannt Ibo, hat in der Türkei seine eigene Show und einen Radiosender, ist Schauspieler und Sänger. Ihm gehören in seiner Heimat mehrere Firmen. Zu einem Mix aus Popmusik und traditioneller Folklore singt er neben türkischen Liedern auch solche mit kurdischen Texten. Im Jahr 1998 war der kurdische Sänger in Istanbul knapp einem Anschlag entkommen. Unbekannte hatten aus einem vorbeifahrenden Wagen auf das Auto Tatlises geschossen, ohne den Künstler zu verletzen. Kurz vor den Schüssen hatte er in einer Fernseh-Sendung gesagt, türkische Soldaten würden im Kampf gegen die militante Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) «für nichts» sterben. Diese Äußerung hatte in nationalistischen Kreisen Proteste ausgelöst.