Haftanstalt Spandau Haftanstalt Spandau: Nur die Bäume sind geblieben
BERLIN/MZ/JTN. - Das Gefängnis, das nach dem Reichstagsbrand1933 als Schutzhaftlager für prominente Gegnerdes Nationalsozialismus diente und bis zu600 Insassen hatte, wurde nach dem ZweitenWeltkrieg von den Alliierten übernommen. Nachder Verurteilung wurden die KriegsverbrecherBaldur von Schirach, Karl Dönitz, KonstantinFreiherr von Neurath, Erich Raeder, AlbertSpeer, Walther Funk und Rudolph Heß am 18. Juli1947 in das Spandauer Gefängnis mit seinenvier Sicherungsanlagen, seinen neun Wachtürmenund einer Wachmannschaft von 60 Soldaten gebracht.Neben der Alliierten Luftsicherheitszentralewar das Gefängnis die einzige Einrichtung,die von allen alliierten Mächten betriebenwurde. Die Verwaltung der Haftanstalt wechseltemonatlich und wurde selbst durch den KaltenKrieg nicht gestört.
Weil die in den Folgeprozessen verurteiltenKriegsverbrecher in anderen Haftanstaltenuntergebracht wurden, waren nach den NürnbergerProzessen insgesamt nur sieben Verurteiltein den 3 mal 2,7 Meter großen und vier Meterhohen Spandauer Zellen inhaftiert. Von densieben Verurteilten saßen lediglich vier ihreStrafen voll ab. Nach der Freilassung vonSpeer und von Schirach im Jahre 1966 hattedas große Gefängnis nur noch einen Häftling:Rudolf Heß, der eine lebenslange Freiheitsstrafezu verbüßen hatte und nun - nicht ganz unumstritten- mit gleichbleibendem Aufwand bewacht wurde.
Kurz nach dem Freitod seines letzten Häftlingswurde das Backsteingebäude 1987 abgerissen.Es sollte verhindert werden, dass das Gefängniszum Wallfahrtsort von Neonazis würde oderzu Propagandazwecken missbraucht werden könnte.Die Abbruchmasse wurde pulverisiert und indie Nordsee verklappt, um die gänzliche Vernichtungder Haftanstalt zu gewährleisten. Heute stehtauf dem einstigen Gefängnisgelände ein Einkaufszentrummit einem großen Parkplatz, auf dem weiterhinjene Bäume stehen, die die Gefangenen der50er Jahre gepflanzt hatten.