Großunterkunft in ehemaligen Flughafengebäude Großunterkunft in ehemaligen Flughafengebäude: Berlin prüft Unterkunft für 4000 Flüchtlinge im Flughafen Tempelhof
Hilfsorganisationen bereiten sich darauf vor, im ehemaligen Flughafen Tempelhof Plätze für bis zu 4000 Asylsuchende zu schaffen. Damit könnte die größte Flüchtlingsunterkunft Deutschlands entstehen. Das geht aus einem Rundschreiben der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) hervor.
So hat der kürzlich eingerichtete landesweite Koordinierungsstab ein Amtshilfeersuchen an die Senatsinnenverwaltung gestellt, „die Gesamtkoordination für die Errichtung einer Großunterkunft mit zirka 3000 bis 4000 Plätzen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu übernehmen“, heißt es in dem Schreiben von DLRG-Einsatzleiter Udo Rosentreter, das auf Facebook gepostet wurde. Europaweit sind lediglich in Mineo in Sizilien in einer ehemaligen Siedlung eines Nato-Stützpunktes so viele Menschen untergebracht.
„Zusätzliche Wege gehen“
Die Senatsinnenverwaltung bestätigte den Erhalt des Amtshilfeersuchens. „Eine entsprechende Bitte des Koordinierungsstabes ist am vergangenen Freitag auf Arbeitsebene eingegangen“, sagte ein Sprecher am Mittwoch der Berliner Zeitung. Dazu habe es am Montag ein Gespräch in der Sozialverwaltung gegeben. „Die Innenverwaltung hat zugesichert, dass sie im größtmöglichen Umfang mit ihren Ressourcen helfen wird. Etwa beim Aufbau von Betten durch technische Einheiten.“
Die Senatssozialverwaltung wollte weder bestätigen noch dementieren, dass in dem früheren Flughafengebäude eine Großunterkunft entstehen soll. „Vor dem Hintergrund von immer wieder durch den Bund nach oben korrigierter Flüchtlingszahlen müssen wir zusätzliche Wege gehen, um neue Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen“, heißt es. Mit der Senatsinnenverwaltung sowie den Hilfsorganisationen würden alle Vorkehrungen getroffen, um sämtliche Flüchtlinge unterzubringen. „Von einer Prüfung ist keine nicht dauerhaft genutzte landeseigene Immobilie ausgenommen – auch nicht das Flughafengebäude in Tempelhof“, so die Sozialverwaltung. Unabhängig davon würden auch Verwaltungsgebäude geprüft.
Am Dienstag gab es nach Informationen der Berliner Zeitung eine Begehung des Flughafengebäudes, an der Vertreter der Senatsverwaltungen, Feuerwehr, Polizei und Organisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) teilnahmen. Christian Hanke (SPD), Bürgermeister des Bezirks Mitte, hat sich bereits für die Nutzung des früheren Flughafens ausgesprochen. „Das ist zwar eine Notlösung, aber unumgänglich“, sagte er. Auch eine Belegung mit bis zu 4 000 Menschen sei angesichts der drohenden Obdachlosigkeit der Flüchtlinge vertretbar. „In den Hangars ist viel Platz“, sagte Hanke.
Task-Force soll am Montag die Arbeit aufnehmen
Der Bezirksbürgermeister ist Teilnehmer des Koordinierungsstabes. Nach seinen Angaben hätten sich sowohl die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als auch die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und die Tempelhof Projekt GmbH bereit erklärt, das Gebäude den Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.
Die Innenverwaltung hat unterdessen die Feuerwehr mit der Bildung eines Krisenstabes beauftragt. Sie soll in Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen wie der DLRG die Gesamtkoordination von Flüchtlingsunterkünften übernehmen. Unter anderem müssen Feldbetten und Zelte beschafft werden. Landesbranddirektor Wilfried Gräfling hat eine Einsatzgruppe eingerichtet. Diese rund um die Uhr erreichbare Task-Force besteht aus vier bis fünf Spezialisten der Feuerwehr. Geleitet wird sie vom Qualitätsmanager der Leitstelle. Sie soll am Montag ihre Arbeit aufnehmen.
Auch freiwillige Helfer werden gesucht. Sie müssten bereit sein, mehrere Tage auch im Schichtdienst zur Verfügung zu stehen, heißt es in dem DLRG-Schreiben. Diverse Positionen wie Registrierung, Verwaltungstätigkeiten, Material- und Verpflegungsausgabe müssten besetzt werden.
„Lage nicht im Griff“
Zugleich stellt DLRG-Einsatzleiter Rosentreter fest, dass das Lageso und der Landeskoordinierungsstab nicht in der Lage seien, die Situation in angemessener Weise mit eigenen Kräften in den Griff zu bekommen, heißt es in einem Brief von ihm. Immerhin scheint sich die Lage in der Zentralen Aufnahmestelle des Lageso an der Turmstraße in Moabit zu entspannen.
Der Landeskoordinierungsstab beschloss am Mittwoch, dass auf dem Gelände ein Medipoint eingerichtet werden soll, um die Flüchtlinge medizinisch zu versorgen. „Und zwar so schnell wie möglich“, sagte Caritas-Chefin Ulrike Kostka, die dem Gremium angehört. Ein Großcaterer solle zudem die Essensversorgung mit mehreren Mahlzeiten täglich übernehmen. Die Lage habe sich verbessert. „Dank unserer Unterstützung und der Willkommensinitiative Moabit hilft“, sagte die Caritas-Direktorin. Nun müssten verlässliche Strukturen geschaffen werden.