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Großbritannien Großbritannien: Bush und Blair betonen Allianz gegen den Terror

20.11.2003, 07:00
Demonstranten mit Anti-Bush-Plakaten am 20. November 2003 im Zentrum von London. (Foto: dpa)
Demonstranten mit Anti-Bush-Plakaten am 20. November 2003 im Zentrum von London. (Foto: dpa) PA/epa

London/dpa. - Angesichts der Anschläge in Istanbul haben US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair ihre Entschlossenheit im Kampf gegen den Terror bekräftigt. Unterkeinen Umständen würden sie sich dadurch aus dem Irak vertreibenlassen, versicherten Bush und Blair am Donnerstag in London. Gegen Bushs Staatsbesuch in Großbritannien und den Irak-Kriegdemonstrierten am Abend in London mehrere zehntausend Menschen. Die Veranstalter sprachen von 150 000 Teilnehmern, die Polizei schätzte die Zahl auf 30 000. Sprecher der Demonstranten bezeichneten Bush und Blair als «Kriegsverbrecher» und forderten eine UN-Übergangsregierung für den Irak.

Bush und Blair beteuerten erneut, sie würden ihre Truppen erstdann aus dem Irak abziehen, wenn dort eine Demokratie aufgebautworden sei. «Wir bleiben, bis der Job erledigt ist», sagte Blair.«Denn das wird wesentlich dazu beitragen, den Terror zu besiegen. Wirwerden keinen Zentimeter zurückweichen.» Es gelte, «die Welt ein füralle Mal von diesem Unheil zu befreien».

Auf die Frage eines Journalisten, ob er den Tod britischerStaatsbürger bei den Anschlägen in Istanbul nicht mitzuverantwortenhabe, indem er Bush zu dem umstrittenen Staatsbesuch eingeladen habe,antwortete Blair: «Verantwortlich sind die Terroristen.» Es sei einIrrtum zu glauben, man werde ihnen entgehen, wenn man sich «in diehintere Reihe wegducke», sagte Blair. «Entweder man besiegt sie oderman wird von ihnen besiegt.» Die Anschläge richteten sich auch nichtallein gegen die USA und Großbritannien, sondern gegen einefreiheitlich-demokratische Grundordnung schlechthin.

Bush wiederum erwiderte auf die Frage, ob es ihm nicht zu denkengebe, dass in London so viele Bürger gegen ihn demonstrierten und ihnoffenbar sogar hassten: «Das ist eine wunderbare Sache.» Zum Glückkönnten die Bürger Bagdads seit einiger Zeit auch ungestraft auf dieStraße gehen und ihre Meinung sagen.

Die Polizei nahm in London 50 Personen fest. Nach Informationender «Times» waren die Sicherheitsleute des Präsidenten unzufriedenmit den Vorkehrungen der Briten. Besonderen Anstoß hätten sie darangenommen, dass schon am Mittwochabend mehrere hundert Demonstrantenbis zum Buckingham-Palast vorgedrungen waren, wo Bush während seinesviertägigen Staatsbesuches wohnt.

Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone, der Bush als dengefährlichsten Mann der Erde bezeichnet hatte, gab am Mittwochabendeinen Empfang für die Kritiker Bushs. Ehrengast war der Vietnam-Veteran Ron Kovic.

Durch die Anschläge in Istanbul traten andere Themen, die Blairmit Bush besprechen wollte, in den Hintergrund. US-AußenministerColin Powell deutete jedoch ein Entgegenkommen bei den als El-Kaida-Terroristen verdächtigten britischen Häftlingen im US-StützpunktGuantánamo Bay auf Kuba an. Britische Politiker fordern seit langem,dass diese einen rechtstaatlichen Prozess bekommen müssten. Powellsagte: «Wir erwarten, dass dies in nächster Zukunft gelöst wird.»

Bei den umstrittenen US-Strafzöllen für Stahl gab es keineFortschritte, wie Blair zugeben musste. Auch sagte Bush - zumindestöffentlich - kein verstärktes Engagement im Nahost-Friedensprozesszu. Nach Berichten britischer Medien wollte Blair den Präsidentendrängen, stärkeren Druck auf Israel auszuüben.