Großbritannien Großbritannien: Angeschlagener Brown sucht Rat bei Blair
London/dpa. - Der britische Premierminister Gordon Brown, dernach seiner Wahlschlappe von allen Seiten unter Beschuss geriet,sucht Hilfe bei seinem Vorgänger Tony Blair. Dessen Frau Cherie Blairsagte in einem Interview, ihr Mann berate Brown, wie die kommendenParlamentswahlen zu gewinnen seien. «Tony glaubt daran, dass Gordondie Wahlen gewinnen kann, und er hat mit Gordon besprochen, wiedieser das machen kann», sagte die ehemalige First Lady der DowningStreet der Zeitung «The Times» (Samstag). Brown und Blair gelten alsjahrelange Rivalen in der Labour-Partei.
Unter Blair war der jetzige Premier zehn Jahre Finanzminister,bevor er vor rund einem Jahr das Regierungsamt übernahm. Bei denKommunalwahlen in England und Wales am vorvergangenen Wochenendehatte Labour die schwerste Wahlschlappe seit vier Jahrzehntenerlitten. Die schlechten Ergebnisse wurden hauptsächlich Brownzugeschrieben. Brown muss bis spätestens 2010 Parlamentswahlenausrufen.
Weiteres Salz in alte Wunden streute der ehemalige Blair-Vize JohnPrescott. In seinen vorab in Auszügen veröffentlichten Memoirenschrieb der Labour-Politiker, er habe Blair geraten, Brownrauszuschmeißen, doch Blair habe «zu große Angst» vor demSchatzkanzler gehabt. Brown sei «frustrierend, nervend, verwirrendund schnell reizbar» und gehe «so schnell hoch wie ein verdammterVulkan», betonte Prescott. Der Labour-Abgeordnete Frank Field sagte,er bezweifle, dass Brown noch bis zu den kommenden ParlamentswahlenPremier bleibe. Gesundheitsminister Alan Johnson kritisierte amMontag die «Attentate» auf Browns Persönlichkeit
Umfrageresultate setzten dem Premier derweil weiter zu. Nach einerStudie der Sonntagszeitung «Observer» glauben drei Viertel von 5000Befragten, dass Brown schlechte Arbeit als Premierminister leiste.Die Hälfte davon meint sogar, dass er sehr schlechte Arbeit leiste.43 Prozent halten seinen konservativen Herausforderer David Cameronfür den besseren Regierungschef.