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Großbritannien Großbritannien: 30 Jahre «Eiserne Lady»

23.01.2006, 13:06
Mark Thatcher (l.) mit seiner Mutter, der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher. (Archivfoto: dpa) (Foto: MZ)
Mark Thatcher (l.) mit seiner Mutter, der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher. (Archivfoto: dpa) (Foto: MZ) PA/epa

London/dpa. - Thatcher, mittlerweile 80 und nicht mehr bei bester Gesundheit,machte nie ein Hehl daraus, dass «Iron Lady» ihr der liebste unterzahlreichen «Nicknames» war. Als die Premierministerin 1990 nach elfRegierungsjahren von der eigenen Tory-Partei aus dem Amt gedrängtwurde, hielt sie ihren Kritikern entgegen: «Die Russen haben gesagt,dass ich eine Eiserne Lady sei. Und sie hatten Recht. Großbritannienbraucht eine Eiserne Lady.»

Weniger Sympathie konnte Thatcher für Spitznamen aufbringen, diesich nicht russische Agitatoren, sondern britische Politiker für sieausgedacht hatten. «Tina» war dabei noch der freundlichste. Der Nameentstand als Abkürzung für einen Standardspruch, mit dem Thatchersich gern bei Problemdiskussionen durchsetzte: «There is noalternative.» (Dazu gibt es keine Alternative.)

Vergleichsweise gemein war dagegen, dass ihr so mancher imRegierungsviertel «Attila the Hen» (Attila, die Henne)hinterherzischelte. Wirklich geärgert hat sie das wohl nie, dennThatcher regierte, wie sie einst bekannte, nach dem Motto «Es störtmich nicht, was meine Minister sagen, solange sie tun, was ich ihnensage.»

Den Unmut der Sowjets, der ihr den weltbekannten Beinamen eintrug,hatte Thatcher als Oppositionspolitikerin im Januar 1976 mit einerRede unter dem Titel «Britannien erwache!» auf sich gezogen. Darinwarf sie der seinerzeit regierenden Labour-Partei vor, MoskausAufrüstung zu ignorieren und den Schutz des Königreichs sträflich zuvernachlässigen. Kernsatz: «Der Vormarsch des Kommunismus bedrohtunsere gesamte Lebensart.»

Am 24. Januar 1976 gab es zunächst die Retourkutsche im «RotenStern», der Thatcher als unverbesserliche Kalte Kriegerinbeschimpfte. Dann griff die Staatsagentur TASS den Namen «EiserneLady» auf und Radio Moskau trug ihn per Kurzwelle in alle Welt.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass drei Jahrzehntedanach ein Mann an der Spitze der britischen Konservativen steht, denThatcher in ihren besten Zeiten womöglich wegen linkslastigerAnsichten rausgeworfen hätte. Der kürzlich mit erst 39 Jahren an dieParteispitze gewählte David Cameron habe «die Ideologie MargaretThatchers über den Haufen geworfen», schrieb die konservative Zeitung«The Daily Telegraph». Er stelle «die Interessen der Armen über jeneder Reichen».

Cameron hatte den Tories Anfang des Jahres eine gründlicheRenovierung verordnet. Ziel sei ein «sozial verantwortungsbewusster,mitfühlender Konservatismus». Wenn die Partei Margaret Thatchers, dieer sehr verehre, die seit 1997 ununterbrochen regierendenSozialdemokraten unter Tony Blair ablösen wolle, dann gebe es zurModernierung der Tories einfach «keine Alternative».