Griechenland Griechenland: Terroristen-Chef zu 21 Mal lebenslang verurteilt
Athen/dpa. - Ein Gericht in Athen hat am Mittwoch den 59-jährigen Chef der linksgerichteten griechischen Untergrundorganisation «17. November», Alexandros Giotopoulos, zu 21 Mal lebenslang verurteilt. Haftstrafen zwischen dreizehn und ein Mal lebenslang erhielten fünf «Killer» der Terrororganisation, wie der griechische staatliche Rundfunk (NET) berichtete. Unter ihnen ist auch der unter dem Spitznamen «Gifthand» bekannte 45-jährige Dimitris Koufodinas, der zu 13 Mal lebenslang verurteilt wurde.
Mit dem Ende des neunmonatigen Prozesses und der Zerschlagung der gefährlichsten griechischen Terrororganisation glauben Sicherheitsexperten, dass die größte Gefahr für die Olympischen Spiele von Athen im August 2004 aus dem Inneren des Landes gebannt ist.
Alle sechs zu lebenslangen Strafen Verurteilten erhielten zusätzlich noch jeweils 25 Jahre Gefängnis. Für den Anführer Giotopoulos hatte der Staatsanwalt 21 Mal lebenslang für begangene Morde und insgesamt 1466 Jahre für weitere Straftaten gefordert. Giotopoulos sagte unmittelbar nach der Verkündung des Strafmaßes, dass die «Amerikaner die Strafen diktiert» hätten.
Weitere acht Mitglieder des «17. November» müssen für 8 bis 25 Jahre ins Gefängnis. Ein Mitglied wurde auf Bewährung freigelassen. Als einziger Terrorist hatte sich der Mann freiwillig gestellt. Das Gericht hatte vergangene Woche vier Angeklagte freigesprochen. Einige Verteidiger kündigten Berufung an.
Die Polizei konnte die Terrororganisation im Sommer 2001 zerschlagen, nachdem der Zünder einer Bombe in den Händen des Mitglieds Sawwas Xyros explodiert war und ihn schwer verletzte hatte. Xyros erhielt sechs Mal lebenslang. «Das Urteil ist gerecht. Ich hoffe, dass die Polizei noch weitere Mitglieder des "17. November" festnimmt», sagte Ioannis Palaiokrassas, ein ehemaliger griechischer Finanzminister, der einst nur knapp einem Bombenanschlag der Untergrundorganisation entgangen war. «Die Strafen waren richtig. Unsere Angehörigen kommen dadurch aber nicht zurück», erklärten im Fernsehen mehrere Hinterbliebene von Opfern.
Die Terrororganisation hatte zwischen 1975 und 2000 insgesamt 23 Menschen in Griechenland ermordet. Unter den Opfern waren Diplomaten aus den USA, Großbritannien und der Türkei, griechische Verleger, Politiker und Journalisten sowie Polizeibeamte. Der «17. November» verübte darüber hinaus mehrere Bomben- und Panzerfaust-Anschläge sowie Raubüberfälle. 1999 attackierte die Gruppe die Residenz des deutschen Botschafters. Damals wurde niemand verletzt, da die Panzerfaust nur das Dach des Hauses traf.
Die griechischen Sicherheitsbehörden glauben, dass der harte Kern der Terrororganisation zerschlagen ist. Nach Berichten der griechischen Presse sucht die Polizei jedoch nach schätzungsweise weiteren sieben Mitgliedern des «17. November». In den nächsten Monaten sollen auch vier mutmaßliche Mitglieder der zweitgrößten griechischen Terrororganisation, des «Revolutionären Volkskampfes» (ELA) vor Gericht gestellt werden.