Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien: Kampf gegen Prostitution von Kindern

Halle/MZ/cis. - Die Kinderschutz-Organisation Ecpat und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) und schlagen Alarm: "Seit einigen Jahren ist im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien die Kinderprostitution auf dem Vormarsch", erklärte Unicef-Sprecherin Helga Kuhn der MZ. Laut Ecpat hat sich "ein regelrechter Markt entwickelt". Dies dürfe "nicht länger verleugnet werden", verlangt die Ecpat-Mitarbeiterin Mechtild Maurer.
Unicef und Ectap stützen sich dabei auf eine Studie des Streetworker-Projektes Karo, das seit 1996 rund 500 Fälle von Kinderprostituion dokumentiert hat. "Mehr als die Hälfte der Kinder waren noch unter 14 Jahren", sagt Kuhn. Die Ergebnisse der Untersuchung sind aber umstritten. "Diese Aussagen entsprechen nicht der Lage", versicherte Ministerpräsident Vladimir Spitla schon vor Wochen in Prag. Auch das tschechische Innenministerium nannte die Studie "zweifelhaft und unseriös".
Kritik kommt inzwischen auch aus Deutschland. "In der umstrittenen Untersuchung fehlt leider jeglicher konkreter Hinweis", sagt Andreas Schumann, "es gibt nur zahlreiche Vermutungen", bedauert der Presse-Sprecher des sächsischen Innenministeriums. Und selbst der Kinderschutzbund betrachtet die Studie als nicht hilfreich. Unicef als Herausgeber wehrt sich: "Die Kritik zeigt, dass viele die Arbeit nicht gelesen haben." Dennoch will das Sozialministerium in Dresden "auf Grund der neuen Informationslage" die weitere Unterstützung des "Karo-Projektes" prüfen.
Im Bundes-Innenministerium wird die Kinderprostitution im Grenzbereich jedoch keinesfalls bestritten. "Wir bewerten zwar diese Studie nicht, das grundsätzliche Problem haben wir aber schon seit Jahren erkannt", sagte Sprecherin Ingrid von Stumm der MZ. Deshalb treffe sich jetzt erneut eine Arbeitsgruppe mit Experten aus Tschechien, Bayern und Sachsen. Ziel sei es, "die repressiven Maßnahmen im Kampf gegen die Kinderprostitution zu verbessern", erläuterte von Stumm. Außerdem werde künftig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit "ohne große poltitische Schleife" angestrebt, so Ministeriums-Sprecher Schumann.
Auch in Tschechien wird das Problem nicht mehr geleugnet. Innenministerium und Generalstaatsanwältin erklärten, dass "es solche Fälle tatsächlich geben könnte".