Krieg in Syrien Giftgas: In Syrien sind 58 Zivilisten in Folge eines Luftangriffs erstickt

Damaskus - Nach dem Giftgasangriff auf die Stadt Chan Scheichun im Nordwesten Syriens haben Kampfjets den Ort Aktivisten zufolge erneut bombardiert. Angegriffen worden sei das Gebiet um einen medizinischen Versorgungspunkt, meldete am Dienstag die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Andere Aktivisten erklärten, das Krankenhaus der Stadt sei getroffen worden und außer Betrieb. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sieht „die vorrangige Verantwortung“ für den mutmaßlichen Giftgasangriff bei der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad. Mogherini bezeichnete die Nachricht über den Angriff in der Stadt Chan Scheichun in der nordwestlichen Provinz Idlib am Dienstag vor Journalisten als „entsetzlich“.
58 Zivilisten sterben bei Giftgas-Angriff
Bei dem Luftangriff waren in der von Rebellen kontrollierten Stadt Chan Scheichun nach Angaben der Menschenrechtler mindestens 58 Zivilisten getötet und Dutzende verletzt worden. Aktivisten machten umgehend Syriens Luftwaffe für den Angriff verantwortlich. Diese wies den Vorwurf zurück.
Ein syrischer General, der ungenannt bleiben wollte, erklärte, die syrische Armee habe in Chan Scheichun kein Giftgas eingesetzt. Entsprechende Berichte seien falsch.
Viele Kinder unter den Toten
Der Angriff wurde am Morgen bekannt, die Angaben über die Zahl der Todesopfer stiegen rasch von 18 über 35 auf 58. Zuletzt wurde die Zahl der getöteten Kinder mit elf angegeben. Darüber hinaus gebe es dutzende Verletzte. Die Beobachtungsstelle erklärte, die Überlebenden zeigten typische Symptome von Giftgas-Opfern wie Atemnot Ohnmachtsanfälle, Übelkeit und Schaum vor dem Mund.
Laut Beobachtungsstelle war unklar, ob der Angriff von syrischen oder russischen Kampfjets geflogen wurde. Die Stelle äußerte sich nicht dazu, welches Gift bei dem Angriff eingesetzt wurde.
Von Aktivisten verbreitete Fotos zeigten Rettungskräfte der syrischen Weißhelme, die Verletzte mit Wasser abwuschen. Die Beobachtungsstelle, die den bewaffneten Rebellen nahesteht, stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien.
Idlib wird von Rebellen kontrolliert
Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen. Die Provinz Idlib wird zu großen Teilen von einem Rebellenbündnis kontrolliert, das vom ehemaligen Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front angeführt wird. Die Gruppe trägt mittlerweile den Namen Fateh al-Scham.
Im Syrien-Konflikt haben sowohl die Regierung als auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt, wie eine Untersuchungskommission der UNO in einem Bericht festhielt. Neue Sanktionen gegen Damaskus wegen des Einsatzes von Giftgas scheiterten Ende Februar im UN-Sicherheitsrat am Veto Russlands und Chinas. (dpa, afp)