Gesundheitswesen Gesundheitswesen: Kluft beim Gehalt ist eine offene Wunde

Halle/MZ. - Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) hat die "Phase II" der Streiks an kommunalen Krankenhäusern ausgerufen. Zum ersten Mal gehen heute auch ostdeutsche Mediziner auf die Straße. Bei einem Aktionstag in Halle wollen Ärzte aus 14 Krankenhäusern des Landes auf ihre Forderungen bei den Tarifverhandlungen, die am Sonntag fortgesetzt werden, aufmerksam machen: Eine angemessene Vergütung, flexible Arbeitszeiten sowie Bürokratieabbau. "Vor allem geht es uns aber darum, die Ost-West-Schere zwischen den Einkommen zu schließen", sagt Andreas Porsche vom MB-Landesvorstand. Gegenwärtig erhalten die Ost-Ärzte etwa 92,5 Prozent des West-Gehaltes - bei einer 40-Stunden-Woche (Westen: 38,5).
MB-Landesgeschäftsführerin Andrea Huth sagt: "Hätte ich Aladins Wunderlampe, so wäre mein erster Wunsch die sofortige Angleichung der Gehälter. Für realistisch hält sie, dass dieser Schritt bis 2008 gegangen wird. Wenn das nicht erreicht werde, drohe Sachsen-Anhalt ein Ärzte-Exodus. Schon heute verließen im Schnitt jede Woche drei bis vier Mediziner das Land.
Unterstützung erhalten die Ärzte von Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Gerlinde Kuppe (SPD). Sie fordert eine klare Perspektive bei der Ost-West-Angleichung der Gehälter. Die Ärzte ernten auch keinen Widerspruch beim Kommunalen Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalts.
"Die Ost-West-Angleichung muss kommen", unterstreicht Detlev Lehmann, Verbandsgeschäftsführer und Mitglied der Verhandlungskommission. Doch sein Eindruck ist: "Die Mediziner im Osten sind von Seiten des Marburger Bundes am Verhandlungstisch nicht vertreten." So sei im Angebot der Arbeitgeber vorgesehen, ab 2008 die 100 Prozent zu zahlen. Die Antwort des Marburger Bundes habe aber die ausdrückliche Forderung enthalten, ab 1. Januar 2008 im Tarifgebiet West um 2,9 Prozent höhere Beträge zu zahlen. "Das suggeriert doch", so Lehmann "die Ärzte im Westen haben etwas Besseres verdient."
"Wenn das so kommt, würden wir mit Bestürzung reagieren. Das ist nicht vertretbar", sagt Porsche. Der MB-Landesverband hat sich noch einmal nachdrücklich an seine Verhandlungskommission gewandt und die Forderung unterstrichen, eine Angleichung bis 2008 durchzusetzen. So sei es auf der jüngsten Hauptversammlung des Marburger Bundes beschlossen worden. Und daran dürften keine Abstriche gemacht werden.