Gesundheitswesen Gesundheitswesen: Ärger um Ärzte und Arzneien

Magdeburg/MZ. - "Aber der Informationsbedarf ist unverändert hoch", sagt Kühn-Mengel auf einer Tagung des Landverbandes Sachsen-Anhalt der Arbeiterwohlfahrt.
Die Probleme, mit denen die Patientenbeauftragte konfrontiert wird, seien in Ost und West die gleichen. "Wenn es überhaupt Unterschiede gibt, dann sind es die Beschwerden über lange Wartezeiten auf einen Facharzttermin oder über das lange Sitzen im Wartezimmer beim Hausarzt. Beides kommt im Osten etwas öfter vor", sagt Kühn-Mengel. Es führe aber derzeit die Beschwerdeliste nicht an.
Ein besonders großes Feld ist für die Patientenbeauftragte dagegen die Arzneimittelversorgung. Seit 2004 dürfen beispielsweise Ärzte nichtverschreibungspflichtige Medikamente nicht mehr auf Rezept verordnen. Aber es gibt für spezielle Krankheitsbilder eine Ausnahmeliste, die regelmäßig für Streit sorgt. "Diese Liste ist an verschiedenen Stellen nicht ausreichend", befindet Kühn-Mengel und sieht ein Handlungsfeld für sich selbst.
Sehr häufig seien auch Fragen zu den so genannten Igel-Leistungen - den individuellen Gesundheitsleistungen. Sie sind kein Bestandteil des Leistungskatalogs der Krankenkassen und müssen von den Patienten privat bezahlt werden. "Es gibt Ärzte, die ihre Patienten damit förmlich überrollen." Die Aufklärung über Sinn oder Unsinn der entsprechenden Untersuchung bliebe dabei oft auf der Strecke. Und manchmal werde wohl auch die Unkenntnis von Patienten ausgenutzt. Der Fall eines Frauenarztes, der das Mammographie-Screening bei Frauen über 50 noch immer als Igel-Leistung anbietet, obwohl das inzwischen flächendeckend angeboten wird und kostenlos ist, empört sie regelrecht.
Abgesehen von Beschwerden über konkrete Leistungen fühlen sich viele Patienten regelrecht entmündigt. Knapp 20 Prozent derjenigen, die sich an Kühn-Mengel wenden, kritisieren Stil, Umgang und Kommunikation von Ärzten, Pflegenden und Krankenkassenmitarbeitern. Zudem habe jeder Dritte, der sich auf eine konkrete Arztpraxis bezog, Worte wie Angst und Verunsicherung benutzt. Kühn-Mengels: "Es wird lieber über Patienten gesprochen als mit ihnen."
Die Bundestagsabgeordnete verhilft Patienten in vielen Einzelfällen zu ihrem Recht, erkennt durch deren Auswertung aber auch, "wo es generelle Verwerfungen im System gibt". Gegenwärtig ist sie dabei, ein Patientenrechtegesetz zu erarbeiten. Im nächsten Jahr sollen die Eckpunkte stehen, betont sie.