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Gesundheitsschutz Gesundheitsschutz: Piercing-Verbot für Jugendliche?

Von Michael Bergius und Stefan Sauer 18.04.2008, 15:31

Berlin/MZ. - Zehn Prozentder Betroffenen sind jünger als 20. Ein Fünftelder Neun- bis 14-Jährigen wünscht sich, andersauszusehen.

Die Zahlen bieten CDU und SPD Anlass, Alarmzu schlagen. Bund und Länder sollten "kritisch"hinschauen und "Verbote von nicht medizinischindizierten Schönheitsoperationen an Minderjährigenprüfen", heißt es in einer gemeinsamen Entschließung.SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprachsich "klipp und klar für ein Verbotsolcher Eingriffe bei Minderjährigen" aus,wie etwa Brustvergrößerungen oder Absaugenvon Fett bei 15-jährigen Mädchen. "Das istgrotesker Ausdruck eines verirrten Schönheitsidealsper Skalpell", sagte Lauterbach der MZ. Medizinern,die nur aus kosmetischen Gründen Schönheitsoperationenan Minderjährigen vornähmen, warf der Abgeordneteein "unethisches Verhalten" vor. Mit einemmöglichen Operationsverbot müssten zugleich"harte Strafen" bei Zuwiderhandlungen gesetzlichverankert werden.

Bestärkt werden die Koalitionäre von Experten,die für die kommende Woche zu einer Anhörungim Gesundheitsausschuss des Bundestages geladensind.

Der Verband der Kinder- und Jugendärzte fordertden Gesetzgeber auf, "Piercing und Tätowierungvon Minderjährigen grundsätzlich zu untersagen".Der Verband lehnt Operationen nur "zur Erfüllungdes Strebens nach einem bestimmten Schönheitsideal"ab. Mit "großer Sorge" betrachten die Mediziner"zunehmende Eingriffe bereits bei Kindernunter zehn Jahren in teils dubiosen Studios"und oft sogar ohne Einwilligung der Eltern.Kritik kommt auch von der Verbraucherzentrale.Werbebeschränkungen sowie das ärztliche Standesrechtreichten längst nicht mehr aus, um Jugendliche"vor den oft trügerischen Verheißungen wunscherfüllendermedizinischer Dienstleister zu schützen".

In Anbetracht zunehmender Folgeschäden müsstendie "Anbieter solcher Leistungen" verpflichtetwerden, eine umfassende Haftpflichtversicherungabzuschließen, so die Verbraucherschützer.Ähnliche Forderungen erheben auch Union undSPD in ihrem Antrag.

Die deutsche Gesellschaft für ästhetisch-plastischeChirurgie betont dagegen, wie "dankbar" vielejugendliche Patienten seien. Auch eine BochumerHNO-Fachklinik nimmt entsprechend Stellung:Die Nase etwa "als zentrale Struktur im Gesicht"sei für das Selbstbild von Jugendlichen "vonerheblicher Bedeutung" - was den "häufig starkenWunsch nach Korrektur bei einer Fehlform"erkläre.