Gesundheitspolitik Gesundheitspolitik: Wie funktioniert das Hausarztprinzip?
Halle/MZ. - 1. Hausarztmodell - was verbirgt sich dahinter?
Bei dem Hausarztmodell verpflichten sich die Versicherten, für mindestens ein Jahr lang im Krankheitsfall immer erst zu einem Hausarzt zu gehen. Dieser übernimmt die Behandlung und entscheidet, ob er den Patienten gegebenenfalls zu einem Facharzt überweist. Die Krankenkassen können den Teilnehmern an diesem Modell die Praxisgebühr erlassen oder auch Zuzahlungen zu anderen Leistungen ermäßigen.
Die Teilnahme am Hausarztmodell ist für die Versicherten freiwillig. Sie können aus dem Modell auch wieder aussteigen.
2. Werden die Teilnehmer an diesem Modell bei ihrem Hausarzt künftig behandelt, ohne die Praxisgebühr zu entrichten?
Wahrscheinlich ist, das die Ärzte die Praxisgebühr weiterhin einziehen und die Versicherten das Geld am Ende des Jahres von ihren Krankenkassen erstattet bekommen. Das heißt, die Versicherten müssen die bis zu 40 Euro beim Arzt erst einmal vorstrecken.
3. Was bringt die Einführung des Hausarztmodells den Krankenkassen?
Die Krankenkassen versprechen sich weitere Kosteneinsparungen. Wenn ein Arzt die Behandlung koordiniert, können zum Beispiel Medikamente zielgerichteter verordnet werden. Überflüssige Untersuchungen und Doppeluntersuchungen sind vermeidbar. Die Vorbeugung kann gestärkt werden. Zudem wird dem so genannten "Doctor-Hopping" (häufiger Arztwechsel) ein Riegel vorgeschoben. Noch 2003 gab es beispielsweise in Sachsen-Anhalt einzelne Versicherte, die im Quartal bis zu 40 Ärzte aufgesucht haben. Das kommt der Allgemeinheit teuer zu stehen.
4. Welche Vorteile bringt das Hausarztsystem dem Patienten?
Ein Patient, der zum Beispiel verschiedene Ärzte aufsucht, die nichts voneinander wissen, und von jedem irgendwelche Tabletten verschrieben bekommt, die er dann unkontrolliert schluckt, bringt sich möglicherweise selbst in große Gefahr. Der Hausarzt als koordinierende Stelle kann das verhindern. Zudem erwarten die Mediziner, dass mit dem Hausarztsystem auch die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen verbessert wird. So soll ein standardisiertes Kommunikationssystem eingeführt werden - von Hausarzt zu Facharzt und umgekehrt.
5. Hat das Modell Nachteile?
Kritiker sehen mit dem Hausarztmodell das Ende des Rechts auf freie Arztwahl gekommen. Den Beweis, dass der direkte Besuch beim Spezialisten automatisch mehr Kosten verursacht, seien die Verfechter des Modells bisher schuldig geblieben, meint etwa der Virchow-Bund, der Verband der niedergelassenen Ärzte.
6. Hätte das Modell nicht von vornherein eingeführt werden können? Die Debatten über die Praxisgebühr wären uns erspart geblieben.
Praxisgebühr und Hausarztmodell wurden mit der Gesundheitsreform gesetzlich verankert. Rot-Grün hat den Weg, der jetzt mit dem Hausarztprinzip gegangen wird, von Anfang an als alleiniges Modell bevorzugt. Allerdings scheiterte die Regierung damit in den Verhandlungen mit der Union.