Gesundheit Gesundheit: Wasserpfeifen sind «Alkopops zum Rauchen»

Berlin/Köln/dpa. - Inzwischenwerden sie bundesweit in zahlreichen Kneipen und Lokalen angeboten.Vor allem Jugendliche ziehen gerne an den oft aufwendig verziertenPfeifen. Das Problem: Die meisten Raucher sind sich der tatsächlichenGefahr nicht bewusst. Immerhin ist nach Angaben der Bundeszentralefür gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln der Nikotingehalt imRauch einer Wasserpfeife höher als der in einer Zigarette. DieWeltgesundheitsorganisation WHO warnt vor der hohen Suchtgefahr undden gesundheitlichen Risiken wie Lungenkrebs.
«Wasserpfeifen sind wie Alkopops. Sie sind gerade für Kinder undJugendliche zur Einstiegsdroge für das Zigarettenrauchen geworden»,sagt der Arzt und Gesundheitsexperte des Berliner BezirksamtesFriedrichshain-Kreuzberg, Johannes Spatz. Besonders problematischsei, dass der eingeatmete Rauch nicht streng nach Tabak schmecke,sondern intensiv nach dem jeweils beigefügten Fruchtaroma.
Eine Umfrage des Bezirks unter 1140 Schülerinnen und Schülernerbrachte vor kurzem ein erschreckendes Ergebnis: 31 Prozent derBefragten rauchen regelmäßig Wasserpfeife. Das sind fast doppelt soviele wie die Anzahl der Zigarettenraucher in dieser Altersgruppe (16Prozent).
Auch in anderen Städten wie München, Hamburg, Jena, Braunschweig,Bremen oder Krefeld sind die so genannten Shisha-Bars keineSeltenheit mehr. Viele wurden erst in den vergangenen Monateneröffnet. «Wasserpfeife-Rauchen ist ein neues Phänomen unter denJugendlichen», stellt die BZgA-Sprecherin Marita Völker-Albert fest.Bundesweit rauchen einer ersten repräsentativen Studie der BZgAzufolge 14 Prozent der Jugendlichen mindestens ein Mal im MonatWasserpfeife. «Allerdings unterschätzen sie die Risiken dabei sehr.»
Denn was auf den ersten Blick nach einem entspanntenFreizeitvergnügen in orientalischer Atmosphäre aussieht, ist inWirklichkeit alles andere als sicher: «Wasserpfeifen stellen keineharmlose Alternative zur Zigarette dar, man muss im Gegenteil davonausgehen, dass die vom Wasserpfeifenrauch ausgehende Gesundheits- undSuchtgefahr ähnlich hoch ist», erklärt das Bundesinstitut fürRisikobewertung in Berlin.
Demnach enthält der Rauch in Wasserpfeifen die gleichengesundheitsschädlichen und Sucht auslösenden Substanzen Nikotin, Teerund Kohlenmonoxid wie der von Zigaretten. Außerdem wird laut WHOwährend einer Shisha-Sitzung so viel Rauch wie durch mindestens 100Zigaretten inhaliert. Die Folge: Die Nikotinkonzentration im Blut istdurch das Rauchen von Shishas höher als nach dem Konsum vonZigaretten.
Hinzu kommt, dass durch den gemeinsamen Gebrauch eines Mundstückesdurch mehrere Freunde Infektionskrankheiten leichter übertragenwerden können. Außerdem ergaben die Messungen des BerlinerBezirksamtes in den Shisha-Lokalen so hohe Feinstaubwerte, wie siesonst nur in stark mit Zigarettenrauch belasteten Discothekengefunden wurden. Eine weitere Gefahr ist nach Angaben derGeschäftsstelle der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, dass deraus dem Ausland importierte Tabak häufig verunreinigt ist oder diezulässigen Höchstwerte wie für Teer darin überschritten werden.
Wegen dieser Gefahren sollen die Wasserpfeifen-Lokale vomkommenden Jahr an in mehreren Bundesländern auch unter die neuenNichtraucherschutz-Gesetze fallen. Dann müssten viele Bars mit soverführerisch klingenden Namen wie «1001 Nacht» oder «Oase Palmyra»schon bald schließen. Ob die Jugendlichen dann jedoch wenigerWasserpfeife rauchen werden als zuvor, ist ungewiss. Immerhin gibt esdie Pfeifen und den Tabak in zahlreichen Läden zu kaufen - und könnenzu Hause oder am lauen Sommerabend im Park geraucht werden.